Genervt vom Regenbogen – Warum er wichtig ist

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squirrl87 yrs
IM NORDWESTEN. (MAI) Vor wenigen Wochen machte sich die AfD im Niedersächsischen Landtag dafür stark, das Hissen von Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden zu verbieten. AfD-Innenpolitiker Stephan Bothe bezeichnete sie dabei als „Symbol einer Sekte“. Und mit Symbolen kennt er sich aus: Gegen Bothe wurde 2019 wegen des Verdachts ermittelt, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu nutzen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Regenbogen zur Diskussion steht: Bei der Männerfußball-WM 2022 verbot die FIFA die Kapitänsbinde mit Regenbogenfarben. In Russland ist es seit 2013 verboten, öffentlich die Regenbogenflagge zu zeigen: Eine Frau musste dort kürzlich für fünf Tage in Haft, weil sie Regenbogen-Ohrringe trug.

In Deutschland sind es nicht nur rechtsextreme Politikschaffende, die sich gegen die Fahne wehren. Wirft man einen Blick in die Kommentarspalten bei Social Media, wird deutlich, dass sich zunehmend auch der Durchschnittsdeutsche vom bunten Symbol gestört fühlt. „Muss das sein?“, schreibt ein Nutzer zum Protest eines queeren Fußballfans. „Es nervt! Ich kann keinen Regenbogen mehr sehen.“

Klar, Regenbogen sind längst nicht mehr nur bei der Parade des Christopher Street Day zu sehen. Mittlerweile sind sie an vielen Stellen präsent. Unternehmen oder Verbände schmücken sich mit dem Symbol, um Toleranz zum Ausdruck zu bringen. An Geschäften findet er sich als kleiner Sticker vor der Tür. Auch bei den Spielen des VfB Oldenburg weht regelmäßig eine Regenbogenfahne im Fanblock.

Diese „Omnipräsenz“ ist es also, die dafür sorgt, dass Menschen gegen den Regenbogen vorgehen wollen. Dabei scheint der Konsens der Kritiker zu sein, dass die Regenbogenflagge ein politisches Symbol ist, das in öffentlichen Räumen oder beim Sport unangebracht sei.

Die Flagge steht seit ihrem ersten Auftauchen in den 1970er Jahren für den Kampf für Gleichberechtigung. Und dieser Kampf ist natürlich ein politischer ebenso wie ein gesellschaftlicher. Doch sie steht eben auch für Vielfalt, Respekt und Toleranz. Hisst man sie, demonstriert man damit seine Solidarität mit einer marginalisierten Gruppe – ob man selbst dazugehört oder nicht.

Klebt der Regenbogen als Sticker an der Scheibe eines Cafés oder eines Geschäfts, weiß ich als queere Person, dass ich dort willkommen bin. Sollte das selbstverständlich sein? Ja. Ist es das? Nein. Er signalisiert sogenannte „Safe Spaces“ – Orte, an denen queere Menschen sicher sind.

Dass es solche Orte und Signale auch heute noch braucht, ist für viele Menschen nicht zu begreifen. Unter einem Instagram-Post zum Christopher Street Day 2023 schreibt ein User: „Warum geht ihr auf die Straße? Soweit ich weiß, hat die LGBT-Community bei uns keine Einschränkungen.“

Beinahe täglich gibt es neue Meldungen von Gewalt gegen queere Menschen. Im hessischen Wetzlar lauerte eine Gruppe Jugendliche vor wenigen Wochen einem schwulen Mann mit Baseballschlägern vor dessen Haustür auf. Im Juni 2023 wurde ein schwules Touristenpaar in Hooksiel angegriffen und blutig geschlagen. In Münster wurde der transgeschlechtliche Malte nach der CSD-Parade 2022 totgeschlagen .

Fälle wie diese sind der Grund, warum mir beim Streit um die Regenbogenflagge mulmig wird. Und warum wir sie auch über 50 Jahre nach ihrer Erfindung noch brauchen. Natürlich bewahrt man mit einem Regenbogen an der Scheibe niemanden vor queerfeindlicher Gewalt. Und man reformiert auch nicht die Gesetzgebung. Trotzdem sollte er nicht zur Diskussion stehen. Denn der Regenbogen ist im besten Fall hilfreich, im schlimmsten Fall harmlos.

https://zeitungskiosk.nwzonline.de/titles/nwz/8389/publications/161033/pages/18/articles/1998824/18/2
K*******u
Unseren ehemaligen Community - Mitglied wäre da sicher was eingefallen um dies Verhalten der AfD mindestens zu relativieren wenn nicht zu entschuldigen oder sogar zu verteidigen, mir nicht !
T********h
Unsere Stammtisch Muddy stellt ja jedes mal Regenbogenfahnen auf den Tisch. Nach dem Beitrag von squirrl sehe ich es als unbedingt notwendig an, das er das auch so weiter macht. Wir müssen wachsam bleiben und uns um unsere Rechte kümmern.
T***b
Schon bei der letzten Weltmeisterschaft in in Katar wurde der Mannschaft vorgeworfen, dass sie auch deshalb so früh ausgeschieden sei, weil sie sich zu sehr mit den Armbinden und nicht mit dem Spiel beschäftigt hätte.

Bei weiterem Anstieg der AfD wird auch die jetzt als Selbstverständlichkeit empfundene Liberalisierung hinterfragt werden und eine Rückwärtsbewegung zu volksnahen traditionellen Werten einsetzen. Regenbogenflaggen gehören jedenfalls nicht dazu.
K*******u
Das ist genau die Gefahr die Manche nicht wahr haben wollen und damit die AfD verharmlosen !
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