Schwul ist kein Schimpfwort

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squirrl87 yrs
IM NORDWESTEN. (MAI) Darf ich den schwul nennen?“, fragte mich kürzlich jemand in Bezug auf einen homosexuellen Mann. Erst war ich von der Fragestellung verdutzt. Natürlich kannst du ihn schwul nennen, dachte ich mir, er ist doch schließlich schwul. Aber dann ging mir ein Licht auf: Die Person fragte das nicht, weil sie sich nicht sicher war, welche sexuelle Orientierung der Mann hatte, sondern weil sie glaubte, das Wort „schwul“ nicht benutzen zu dürfen. Nach dem Motto: Ist schwul nicht ein Schimpfwort?

Nein, schwul ist kein Schimpfwort. Es ist ein Adjektiv, ein beschreibendes Wort frei von jeder Wertung – genau wie groß, klein, blond oder brünett. Doch leider wird es bereits seit langer Zeit als herabsetzendes Wort genutzt. Zu meiner Schulzeit war für die Jungs in meiner Klasse alles schwul: „Deine Schuhe sind voll schwul“ oder „Die Klassenarbeit war echt schwul“. Es galt als Teil der Jugendsprache, ein Wort, mit dem Heranwachsende eben ihre Abneigung zum Ausdruck brachten.

Und obwohl wir als Gesellschaft seit meiner Schulzeit große Fortschritte gemacht haben, wird der Begriff noch immer viel zu oft auf diese diskriminierende Art genutzt – ob als generell abwertender Ausdruck, der mit Homosexualität nichts zu tun hat, oder als explizit homofeindlicher Begriff, um etwas als „unmännlich“ zu betiteln.

Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass sich heterosexuelle Menschen häufig mit dem Wort schwertun. Aus Angst sich ungewollt homofeindlich zu äußern. Doch nicht nur beim Wort schwul ist das so – insgesamt herrscht viel Unsicherheit um die Begrifflichkeiten im queeren Spektrum. Häufig werde ich gefragt: Wie soll ich queere Menschen ansprechen? Was darf ich sagen? Welche Begriffe sind richtig, welche falsch?

Diese Fragen sind richtig und wichtig und haben nichts mit Unwissen zu tun. Im Gegenteil: Sie spiegeln das Verständnis der Menschen wider, ihre Empathie und ihre Bereitschaft zum respektvollen Umgang. Aber leider schwingt bei ihnen auch immer eine Angst mit. Angst davor, das Falsche zu sagen und im Zeitalter von „Cancel Culture“ an den Pranger gestellt zu werden. Dass es diese Berührungsängste gibt, finde ich ebenso nachvollziehbar wie schade. Denn wer anderen respektvoll begegnet, sollte keine Anklage fürchten.

Auf die Fragen nach den „richtigen“ und den „falschen“ Begriffen gibt es keine einheitliche Antwort. Queere Menschen sind so vielfältig wie alle anderen, und so präferiert jeder eine andere Bezeichnung. Einige bezeichnen sich als schwul oder lesbisch, andere bevorzugen Ausdrücke wie queer oder pansexuell. Außerdem sieht man den Menschen ihre Identität meist ja nicht an. Am sinnvollsten ist es also die Person einfach zu fragen, wie sie angesprochen werden möchte. Eine einfache Frage wie „Wie möchtest du gerne bezeichnet werden?“ zeigt Wertschätzung für die Identität und vermeidet potenzielle Missverständnisse.

Natürlich gibt es auch heute noch verachtende Ausdrücke, die man – ähnlich wie schwul als Schimpfwort – nicht verwenden sollte. Dazu zählen Begriffe wie „Schwulette“, „Kampflesbe“ oder „Tucke“, aber auch scherzhaft gemeinte Ausdrücke wie „warmer Bruder“. Am Ende sollte sich trotzdem niemand in Schweigen hüllen oder gar den Umgang mit queeren Menschen meiden, nur weil er fürchtet, das Falsche zu sagen. Wir leben in einer sich ständig wandelnden Welt mit den unterschiedlichsten Menschen. Dem friedlichen Zusammenleben zuliebe sollten wir einander also mit Offenheit und Respekt begegnen und Wörter wie schwul wieder in den richtigen Kontext setzen.

https://zeitungskiosk.nwzonline.de/titles/nwz/8389/publications/161403/pages/18/articles/2032066/18/2
squirrl87 yrs
Schwul war füher mal ein Schimpfwort, das angewndet wurde um uns zu diskriminieren. Das hat sich jetzt aber gewendet und ich bin ganz einfach stolz/pride schwul zu sein.

LGBT-Pride, auch Gay-Pride oder einfach nur Pride, ist ein englischer Begriff, der aus der amerikanischen Lesben- und Schwulenbewegung stammt und international übernommen wurde. Er beschreibt den selbstachtenden und damit stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen Identität.
K*******u
Ja, Walter, das ist Etwas was die schwule Bewegung geschafft hat, dass dieser Begriff vom Negativen umgedreht wurde uind man muß aufpassen das es so bleibt in den nächsten Generationen, wo so viele junge Leute aus dem Islam kommend dabei sind. Denken wir bei den nächsten CSDs ganz besonders daran !
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