Als ich 21 Jahre alt war:

Forum
10 answers in this topic
coprinz60 yrs
10. Juli 1984

Im letzten Monat bin ich 21 Jahre alt geworden. Seit Montag letzter Woche arbeite ich in Hannover und bewohne mein erstes eigenes WG-Zimmer. Meine Lehre im Einzelhandel liegt hinter mir und die große weite Welt vor mir.
Ich hatte ein super Essen mit einigen Zusatz-Ouzos beim Griechen mit den neuen Kollegen, danach bin ich noch zur Bude gegangen und drei halbe „Herri“ mit nach Hause genommen.
In dieser Dienstag Nacht sitze ich nun um 3:00h nachts allein auf meiner Matratze und trinke den letzten Schluck Bier. Morgen und übermorgen ist endlich mal probenfrei, also nur ein bisschen Text lernen, das ist ein Klacks.

„Hätt' ich doch zwei Bier mehr mitgenommen, ich alter Knauserkopf.“ beschimpfe ich mich, denn ich habe noch immer nicht genug von diesem Abend, morgen endlich frei, diese Nacht will ich auskosten bis zum Schluß. Was das für mich dann wirklich bedeutet hat, hätte ich damals nicht zu träumen gewagt.
Ziemlich angeschickert von Bier und Ouzo, aber noch lange nicht genug davon, fällt mir ein: „Das 'Fantasy' hat doch die ganze Nacht auf. Und ich hab sogar noch acht Mark.“
Das würde für zwei Bier reichen. Außerdem sind da viele Leute und vielleicht treffe ich den „Langen“, wie wir ihn alle nannten, obwohl Michael nicht viel größer war als ich.

Ich klopfe meine Hose nach dem Wohnungsschlüssel ab, hol ihn heraus, stecke ihn von außen in das Schloß der Wohnungstür und ziehe sie leise hinter mir zu. Die anderen schlafen schon lange. Nur ein leises „Klick“ der Türmechanik. Auf leisen Sohlen gehe ich die vier Stockwerke durch das Treppenhaus und kaum bin ich draußen, merke ich wie wohlig mild es noch immer in den Häuserschluchten ist, obgleich es drei Uhr früh ist: noch immer warm genug für einzig T-Shirt und Jeans.
Mit wattig federnden Alkoholschritten schwinge ich mich die hell beleuchtete Stadtstraße hoch. Nichts bewegt sich, keine fahrenden Autos,  niemand außer mir unterwegs in der klarwarmen Nacht.
Auf meinem Fußweg zum 'Fantasy' in der Nähe des Hauptbahnhofs kreuzt sich oben die Straße mit einem der Schnellwege, rechts davon liegt meine ehemalige Berufsschule Auf meinem Fußweg zur Kreuzung denke ich daran, wie oft ich letztes Jahr mit meinem alten 72er Ford Escort in diesen Straßen einen Parkplatz zu finden suchte, oftmals, wenn der Unterricht bereits begonnen hatte. Hier in dieser Ecke ist auch diese bestimmte Kneipe … wie hieß die noch? Gibt es die eigentlich noch?
Sofort denke ich an Hartinger und wie er uns vor drei Jahren auf dem Pausenhof von diesem Lokal erzählt hat. Besonders aber muss ich daran denken, wie er das Wort aussprach:

„Schwu-Huhlen-Ka-Neipe“

nannte er sie.
Ohne bestimmten Plan bog ich nun in eine der Seitenstraßen, die hier alle nach Dichtern benannt wurden, und versuchte mich zu erinnern, in welcher Straße diese Schwulenkneipe war. Dann kam mir ein Gedanke, der mich elektrisch machte. Diese „Schwu-Huhlen-Ka-Neipe“    hatte am Wochenende, genau wie die Kneipe am Bahnhof, bis morgens geöffnet. Und sie lag fiel näher als das Fantasy. - Der Gedanke allein verursachte mir weiche Beine, so sehr dass ich mich an eine Häuserwand lehnte um den Gedanken zu fassen:

„Ich will da rein gehen. Ich darf da rein gehen. Ich bin volljährig.“

–-- Wenn eine Fortsetzung gewünscht ist, lasst es mich bitte wissen –-
M***e
Ja bitte schreib weiter , will doch wissen wie die Nacht zum Morgen kam
coprinz60 yrs
10. Juli 1984      Teil 2

Gleichsam war mir klar, dass nur die enthemmende Wirkung des Alkohols diese Gedanken zuließ. Nüchtern wäre ich nie auf so etwas gekommen. Obwohl … stimmt gar nicht! Ich habe in den letzten drei Jahren mindestens fünf Mal mein Auto direkt an der Kneipe geparkt, nicht immer zufällig. Die ersten beiden Male traute ich mich noch nicht mal, einen Blick durch die Lokalfenster zu wagen. Ich ging stumpfsinnig vor Angst und Erregung blind an meinem Ziel vorbei. Meine Güte, was war ich ein Schisser. Aber eben auch nüchtern. Und vor allem: katholisch erzogen!

Dass mich Männer wie Frauen gleichermaßen erregen, das habe ich von den ersten sexuellen Regungen und Empfindungen in der Kindheit an gewusst. Ich habe mich am Anblick eines Männerschwanzes, ob groß oder klein, alt oder jung, genau so erregt wie an Brüsten, und all dem, was es zwischen haarigen Frauenbeinen zu entdecken gibt und ich habe das nicht hinterfragt. Als mir aber mit den Jahren klar wurde, dass diese Bisexualität nicht Gang und Gäbe ist, und auch gesellschaftlich wenig toleriert wird, bekam ich Konflikte mit mir und meiner Sicht auf die Welt.   

Jetzt aber, in dieser düseligen, warm schwingenden Sommernacht habe ich meine Beine bald wieder unter Kontrolle und suche zwischen all den parkenden Autos in den engen und winkligen Straßen die richtige zu finden. Dabei verliere ich das Gefühl für Zeit. Spontan setze ich mich auf eine Sitzbank an einem kleinen Platz. Ich beobachte die stille Welt. Nichts anderes mehr, nur beobachten. Dabei verliere ich das Gefühl für die Zeit. Ich denke an die Berufsschule, an Hartinger, an das Jahr 1981, mein erstes Lehrjahr:

Es war Hartinger, der das auf dem Raucherhof unter 'uns Jungs' bekannt machte. Er warf sich bei dem Wort „Schwu-Huhlen-Ka-Neipe“ in Pose um irgend etwas zu karikieren. Sein Anblick ist und bleibt für mich unvergesslich. Dieses Erinnerungsbild kann ich mir anschauen wie ein Foto.

Hartinger kam, wie wir alle als Azubi im Spätsommer 1981 in unsere Berufsschulklasse, wir waren die „Sportartikler“. Er kam aus Köln, sprach jedoch keinerlei rheinischen Akzent, eher ein gedehntes ostwestfälisch, was mich sofort für ihn einnahm, da auch ich aus diesem seltsamen, hoch katholisch geprägten Landstrich stamme, den man Ostwestfalen-Lippe nennt und dem man nicht entkommt, weil er Heimat bedeutet. Gerade in der Ferne erkennt man Verwandte und so hatte ich Hartinger sofort in meinem Fokus. Bald stellte ich alle weiteren erfolglosen Frauen-Anmach-Versuche ein. Es war schwierig für mich: obgleich ich Hartinger nicht begehren wollte, was ich mir und geschweige denn ihm gegenüber, auch niemals hätte eingestehen können, so hatte ich fortan kaum noch Interesse an Mädchen.

Die „Sache mit Hartinger“ beschäftigte mich ständig während der Berufsschultage. Abseits davon hatten wir keinen Kontakt und ich habe auch an den sonstigen Tagen nicht viel an ihn gedacht. Die Berufsschule war wie ein Biotop von Gleichaltrigen, die der zu erlernbare Beruf zufällig zusammengeführt hat und in diesen Teich stieg man nur einmal in der Woche und in den Ferien gar nicht. Man sah sich also nicht so oft.

Ich sah ihn zum ersten Mal im Schulflur der BBS. Wir Realschulabgänger standen wie die blöden Schafe vor dem , verschlossen Unterrichtsraum. Morgens um acht, in noch regennassen Jacken, einige stramm im Substitutenlook, die meisten in Räuberzivil. Einige so wie ich: übermüdet von den letzten Ferien als Schüler, lustlos und leer. Ich hielt mich fern vom Gedränge, lehnte mich rücklings an die Wand, die schwingend nachgab als sei sie aus Pappe und harrte bräsig dem was da kommen würde.

Ich schaute den Flur herunter und sah einen hageren, schwarz gekleideten Franzosen kommen ... und hörte nicht mehr auf damit.
Als dieser schwarzhaarige Typ mit gesenktem Blick, müde den Flur hochschlurfte , war mir sofort klar, dass wir miteinander zu tun bekommen werden. Der war anders. Irgendwie anders. Den verstehe ich. Mir war, als würde
coprinz60 yrs
Ich schaute den Flur herunter und sah einen hageren, schwarz gekleideten Franzosen kommen ... und hörte nicht mehr auf damit.
Als dieser schwarzhaarige Typ mit gesenktem Blick, müde den Flur hochschlurfte , war mir sofort klar, dass wir miteinander zu tun bekommen werden. Der war anders. Irgendwie anders. Den verstehe ich. Mir war, als würde ich ihn bereits kennen, obwohl ich ihn damals zum ersten Mal sah.

Und dann ganz plötzlich, aus dem Nichts heraus setzte ein Furioso in meinem Leibe ein der mich zwang, so reglos wie nur möglich zu bleiben. Aus meinem Unterleib walkten Bewegungen, die ich nicht einfangen konnte.


----- Fortsetzung gewünscht? ----------
P******w
na klar, nachdem du uns nun mal "lecker" gemacht hast! kann sehr interessant werden.
coprinz60 yrs
Ich stand wahrlich mit dem Rücken zur Wand, und drückte mich in sie hinein, so sehr zwangen mich die walkenden Bewegungen in meiner Unterhose. Ich hielt meinen Pappkarton, den ich als Schultasche umgewidmet hatte, mit beiden Händen vor meinen Bauch und diese Bewegung führte ich schnell, aber sehr vorsichtig aus, denn jede weitere Berührung hätte einen Erguss bedeutet.

Doch er sieht es nicht. Niemand sieht mich, niemand bemerkt es. Hartinger, der seinen Blick gesenkt hält, gesellt sich zu den neuen Mitschülern. Aber rasch weicht er wieder zurück, verlässt den Pulk, lehnt sich direkt mir gegenüber an die Wand, die auch er zum wabern bringt. Doch es bringt ihn nicht aus der Ruhe, er schwingt mit der Wand mit, schaut mich aus jetzt sehr wachen dunklen Augen an und sagt:
„Cooler Karton.“
Ich sage darauf zu ihm:
„Cooler Typ.“
Er schaut mich an. Dann beginnt es in seinem Gesicht zu arbeiten. Er schaut mich an und denkt. Selten wieder in meinem späteren Leben habe ich einen Menschen so intensiv denken gesehen.
Dann kommt eine Lehrerin, Typ Grundschulmama. Sie öffnet die Tür und dabei geht Hartingers Blick über die Gesichter seiner neuen Klassenkameraden, die an ihm vorbeigehen. Ich weiß das, weil ich Hartinger unablässig anstarre. Er schaut sehr konzentriert und genau. Jetzt denkt er nicht, denke ich. Er beobachtet. Und fast verpasse ich den Moment um wegzuschauen, als er mich in Augenschein nimmt.

Hartinger erinnerte mich sehr an einen französischen Schauspieler aus den schwarzweißen 60er Jahren dessen Name mir nicht einfällt. Nicht Delon, nicht Belmondo, sondern dieser hagere, elektrische, feinnervige Typ … ich komm nicht auf seinen Namen.
Als erstes dachte ich:
„Der spricht bestimmt fließend französisch.“
Hartinger war nach mir der letzte, der den Klassenraum betrat. Alle anderen hatten bereits die Sitzordnung geklärt und rückten ihre Stühle zurecht. Ich schaute nach dem Platz, der mir blieb. Hartinger hatte die Tür geschlossen, seine Hand noch auf dem gelben Plastiktürgriff und guckte sich ebenfalls um.

Ich ging an den äußersten der drei letzten freien Tische hinten an der Wand. Hartinger nahm den ersten. Zwischen uns lag also ein freier Tisch, aha.

Während dieser ersten Doppelstunde mit unserer neuen Klassenmama war ich hauptsächlich damit beschäftigt, den Inhalt meiner Unterwäsche, wie auch meine Gedanken zu sortieren. Das Urteil war rasch gefällt: „Es darf nicht sein, was nicht sein darf. Punkt.“
Ich stellte mir nicht die Frage, ob ich meine Lust zulassen würde, sondern einzig wie ich sie verhindern kann. Meine Lösung: es einfach ignorieren. Noch war mir nicht klar, wie ich das anstellen würde, denn diese Gedankenarbeit war weitaus leichter zu bewerkstelligen als das körperliche Malheur zu beenden, wie ich schmerzhaft erfahren musste.
Ich wurde meine Erektion nicht los. Mittlerweile drückte mein Schwanz gegen den Reißverschluß, die Unterhose hatte er längst verlassen. Und meine Sitzposition verschlimmerte noch alles, da meine Vorhaut mittlerweile „Stabsdienst“ verrichtete, um es mal so auszudrücken, und meine glitschigen Eichel mit der straffen, dünnen Haut darunter immer heftiger gegen das Metall meines Zips drängte. Es wurde so arg, dass ich in Erwägung zog, es einfach laufen zu lassen und dann zu warten, wie er von selber wieder klein wird und die Schmerzen aufhören, aber momentan ist da nichts zu machen. Und verdammt nochmal, warum eigentlich? Ich bin doch gar nicht geil … oder doch?


---- Fortsetzung? ---
a member
ja bitte, erinnert mich an meine "Jungerwachsenen" Zeit. Da gab es noch den § 175.
P******w
fortsetzung! bitte!
coprinz60 yrs
„Was soll das denn jetzt?“, fragte ich mich erneut. Wieso bekam ich auf einmal „Gefühle“?
Dann wurde es mir klar. Und je deutlicher mir das wurde, um so heftiger rumorte es in meinem Schritt, denn der Anblick von diesem „Franzosen“ ließ schlagartig das Bild einer engen Küche im vierzehnten Stock einer Hochhaussiedlung vor meinen Augen entstehen. In meiner Erinnerung betrete ich als 16jähriger diese Küche um Nachschub an Knabberzeug für die Fete im Wohnzimmer zu holen. Dort sitzt die Mutter des Geburtstagskindes an einem kleinen Resopaltisch und ascht gerade ihre Zigarette ab. Sie ist schlank, drahtig, irgendwie verwegen und auch beängstigend körperlich doch dabei nicht mal sehr weiblich, eher kantig und herb. „Ist das wirklich eine Frau?“ , fragte ich mich.

Der Lange hatte Recht: Renés Mutter sah tatsächlich aus wie eine Rockerbraut. Die sehr schlanke Frau mit stark geschminkten Augen trägt ein schwarzes, spitzendurchsetztes Oberteil … und mit erstem Blick zu erahnen: nichts drunter.

„Hallo, ich wollte fragen, ob noch Salzstangen da sind?“

Ich zwinge mich, in ihre kajalschwarzen Augen zu schauen. Mit ihrer sehr hellen Haut und ihren pechschwarzen Haaren sieht sie eher aus wie eine blasse Britin, denn eine Französin. Und gerade dieser Kontrast lässt ihre kräftigen, großen und dunklen Brustwarzen um ihre kleinen, aber sehr wohlig geformten Brüsten deutlich sichtbar werden, auch wenn man nur, so wie ich jetzt, einen weiteren flüchtigen Augenblick lang durch ihr Oberteil schaut. - Sie ist eine Frau, nicht zu übersehen.

„Stick-salé, oui?“ höre ich ihre helle Stimme fragen.

Und ich weiß sofort: mein Blick hat sich zu spät erhoben. Sie hat es gemerkt.

Sie steht auf, ich trete sofort zurück bis in den engen Flur, sie trägt einen schwarzen Lederrock und schwarze Nylonstrümpfe. Hohe, offene, schwarze Schuhe, ich erkenne roten Nagellack auf ihren Zehennägeln, sie öffnet eine Schranktür und raschelt eine Tüte mit Salzstangen heraus. In goldener Verpackung. Eigentlich sind Salzlettenpackungen doch rot? Sie legt sie auf den Tisch und setzt sich wieder.

„S'il vous plait.“

Ich gehe die vier Schritte bis zum Tisch. Mein Anblick kann nicht anders, ich muss wieder ihre Brüste anschauen. Es ist nicht zu fassen: vor meinen Augen zieht sich in Sekundenschnelle ihr großer, dunkler Warzenhof zusammen, die kräftige Haut wirft sich noppig auf und ihre hartledrigen Knospen, kaum verdeckt durch den schwarzen Spitzenstoff, drängen ins Freie.
Mein Blick reißt ab, rote Hitze steigt mir ins Gesicht. Sie merkt auch das.
Mit verzeihender Güte und einem spitzen Blick sagt sie:

„Isch bin so, was soll isch besser tun?“

Ich grabsche die Stic-salé in ihrer goldenen Verpackung vom Tisch, drehe mich zur Tür. Ich muss hier weg, es ist zu peinlich, denn sehr kräftig setzt ein, was mich jetzt, viele Jahre später, wieder sehr „bedrückt.“

----- Fortsetzung gewünscht? ----------
OldforYounger-3074 yrs
Darf ich Kritik äußern?
Du schreibst sehr gut an sich.
Jedoch schweifst Du zu sehr von Deiner ursprünglichen Geschichte ab.
Eigentlich wolltest Du in eine Schwulenbar gehen, aber der Faden Deiner Geschichte ist gerissen, weil Du Dich zu sehr auf Deine Erinnerungen konzentrierst.
Das ist jetzt aber nur meine Meinung hier zu und hoffe, daß Du das eher als Ansporn siehst, Dich mehr auf die eigentliche Geschichte zu konzentrieren.
a member
Jetzt lass Dich nicht verdriessen, bring die Geschichte zum guten Ende!
QuoteEditDeleteRecoverRemoveMove