Die befleckten Schuhe

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M****b
Es war einmal eine Königin, die war Witwe geworden, nachdem sie ihrem Gatten zwölf Söhne, einer immer schöner als der andere, geschenkt hatte. Als sie sich nun allein auf dem Throne sitzen sah, verwandt sie viel Fleiß darauf, dass es in ihrem Reiche ordentlich zugehe, und um ihren Ruhm als sittsame Königin zu unterstreichen, stellte sie sich mit dem Popen gut, indem sie ihm Folgendes versprach: Elfe ihrer zwölf Söhne sollten, sobald sie im rechten Alter waren, zu ihm nach Rom geschickt werden, um dort ihm und seinen Kardinälen tugendhafte und von Sünden reine Diener zu sein. Bis dahin, so gelobte sie, sollten die Jungen keiner Frau und keines Mädchens ansichtig werden, damit die Verlockungen des Weibes sie nicht verdarben und sie keinem Laster anheim fallen konnten. Darum umgab sich die Königin in ihrem Schlosse nur mit männlichen Dienern, ausgenommen ihrer eigenen Kammerjungfer, die sehr alt und runzelig war. Die Königin, um in ihren Plänen ganz sicher zu gehen, verkleidete sich sogar selbst als Mann und verbarg ihren Busen, ihre vollen Lippen, ihre ganze weibliche Schönheit also unter falschem Bart und weiten Gewändern. Und so tüchtig der Schreiber die Söhne im Lesen und der Historik unterwies, so fleißig der Fechter ihnen den Umgang mit Säbel und Degen beibrachte und so umsichtig Barbier, Mundschenk, Koch und all die anderen Dienstboten sich um die zwölf Jungen auch kümmerten – ihnen allen war es auf den Tod verboten, ihnen jemals irgendetwas über das andere Geschlecht zu verraten.

Während die Jahre ins Land zogen und die Jungen zu schönen Prinzen heranwuchsen, entschied die Königin, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu schärfen. Sie wies jedem ihrer Söhne eine Schlafkammer zu, und abends, wenn sie darin lagen und schliefen, verriegelte sie die Türen höchstselbst. Die erste Zeit ging alles, wie sie sich es wünschte. Doch bald stellte sie mit Staunen fest, dass am nächsten Morgen elf der hoheitlichen Pantoffeln, die artig vor den Türen standen, voll des feuchten Samens waren.

»Wie können die Schuhe derart befleckt sein, da ich doch die Kammern der Prinzen verschlossen habe?« fragte sie erschüttert.

Ihre Söhne taten, als wüssten sie von nichts, und nicht einmal der älteste Prinz, welcher der Thronfolger sein sollte, gab ihr einen Hinweis. Die Königin litt unter diesem Geheimnis und weder sie noch ihre Kammerjungfer konnten herausbringen, wie all das zugegangen war. Darum ließ sie ausrufen, wer das Rätsel lösen könne, dürfe sie zur Frau nehmen und somit König werden. Wer sich aber meldete und es nach drei Tagen und Nächten nicht herausbrächte, der hätte all seine Rechte verwirkt und würde des Reiches verwiesen.

Nicht lange, da kamen viele Herzöge, Grafen und hohe Herren ins Schloss und störten sich nicht am falschen Barte der Königin. Sie alle wurden abends auf den Gang geleitet, der zu den Schlafkammern der Prinzen führte, und fanden dort die vierundzwanzig hoheitlichen Pantoffeln hübsch paarweise neben den zwölf Türen aufgereiht. Sobald aber die Nacht hereinbrach, fiel es einem jeden Werber wie Blei auf die Augen und ein jeder schlief ein, bevor es Mitternacht wurde. Wie die Könige und Herzöge, Grafen und hohen Herren am Morgen aufwachten, waren stets elf Paar Schuhe befleckt und besudelt von dem feuchten Samen der Prinzen, die jedoch hinter verschlossenen Türen in ihren Kammern schliefen. Den zweiten und dritten Abend ging es nicht anders, und so wurden all diese Werber ohne Barmherzigkeit aus dem Reich gejagt.
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M****b
Nun trug es sich zu, dass ein armer Sänger, gerade von Wuchs und hübsch von Gestalt, mit seiner Laute unterm Arm des Weges kam und von dem Rätsel hörte. Neugierig geworden lenkte er seine Schritte in Richtung Schloss und kam dabei an einer kleinen Herberge vorbei, aus deren Fenster eine alte Frau und ein grobschlächtiger Kerl schauten.

»Willst du nicht bei uns die Nacht zubringen, wackerer Wandersmann?« fragte die Alte, und der Sänger dachte bei sich:
»Warum sollte ich meine Aufwartung im Schloss übereilt machen, wenn ich Nachtlager und Speise hier haben kann? Ein paar Münzen habe ich noch in der Tasche, und die kann das Mütterchen gewisslich brauchen.«

Also trat er mit seiner Laute in die Stube und ließ sich auftragen. Die Speisen waren köstlicher, als er es bei dem Anblick der alten Herberge zu träumen gewagt hätte. Während er es sich schmecken ließ, schwatzte das Mütterchen:

»Schon lange hatten mein Sohn und ich keinen Gast in unserer Schenke. Viele Werber sind unlängst hier vorbei geritten und sie alle baten wir hinein, indes sprachen alle hochmütig, so kurz vor ihrem Ziele wollten sie sich nicht mit einem harten Bette und einer armen Speise abgeben.«

Ihr grobschlächtiger Sohn, der einen leeren Blick hatte und darum recht tumb wirkte, nickte stumm dazu. Nachdem der Wandersmann gegessen und getrunken hatte, fragte ihn das Mütterchen, wohin er wolle.

»Ich weiß es selbst nicht recht«, sprach er, »denn wir fahrenden Sänger reisen umher und vertrauen auf unser Glück. Wohl hätte ich Lust, ausfindig zu machen, wie die Prinzen ihre Schuhe beschmutzen.«

»Das ist so schwer nicht«, kicherte das Mütterchen, »und weil du höflich bist und uns gut behandelst, will ich dir einen Hinweis geben, der dich zum Glück führen wird. Wenn du heute Nacht ein Bedürfnis verspürst, gehe im Mondschein hinter unsere Schenke ins Häuschen und verrichte dort, und ausschließlich dort, deine Notdurft. Alles weitere wird sich zeigen.«

Der Sänger meinte bei sich, dies sei ein seltsamer Rat, stellte jedoch keine weiteren Fragen und ging zu Bette. Um Mitternacht verspürte er tatsächlich ein dringendes Bedürfnis, ließ den Pott unterm Bette leer stehen und ging nach draußen in das Häuschen hinter der Schenke. Als er sich erleichtert hatte und wieder zurück wollte, fand er die Tür von außen verriegelt. Unter dem Schlosse aber war ein Loch, breiter als ein Daumen, und durch dieses Loch steckte nun jemand, der draußen vor dem Häuschen stand, sein nacktes Gestänge.

»Wenn das nicht der tumbe Herbergssohn ist«, sagte sich der Sänger und wusste, er käme erst aus dem Häuschen, wenn er dem stummen Willen des anderen nachgab. Und weil er den Vorzügen eines Mannsbildes nicht abgeneigt war, führte er hurtig seine Lippen an das fremde Gestänge, legte seine Hände um die Weichteile und begann, all dies ausgiebig zu erforschen. Mit dem Mund, der sonst die schönsten Lieder vortrug, knabberte er kühn an der dicken Schutzhaut, schob sie zurück und wieder nach vorn und entnahm dem unterdrückten Keuchen vor dem Häuschen, wie sehr dem Herbergssohn dieses Tun zusagte. Mit der Zunge wirbelte der Sänger über die Eichel, am Bändchen entlang und das ganze Gestänge hinab; hernach den gleichen Weg wieder zurück. Das wiederholte er in immer höherer Geschwindigkeit, während seine Finger flink und frech an den Weichteilen spielten und daran zogen oder darauf drückten, wie sie eben lustig waren.
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M****b
Nun war der Sänger sehr begabt im Lippen- und Zungenspiel, und darum nimmt es nicht wunder, dass das Gestänge des tumben Herbergssohn bereits nach kurzer Zeit zu zucken begann und einen dicken Batzen feuchten Samens abschoss, und noch einen Batzen und noch einen mehr. Da war das Nachthemd des Sängers mit lauter Flecken verziert. Der Herbergssohn zog sein Gestänge aus dem Loch zurück und der Sänger glaubte nun, befreit zu werden. Jedoch sah er einen Zeigefinger durch das Loch lugen, der sich lockend krümmte. Da wusste er, dass nun er an der Reihe war, beglückt zu werden. Also entledigte sich der Sänger seines Hemdes, steckte seine Eichel durch das Wandloch und zwirbelte mit den Fingerkuppen an seinen Brustwarzen, weil ihm das stets eine besondere Freude war. Er spürte, wie der Fremde draußen an der Spitze seines Gestänges rieb. Als nun noch die Zunge dazu kam, schuf dies ein prickelndes Gefühl in seinen Lenden, das die angenehme Zärtlichkeit an den Brustwarzen um ein Vielfaches verstärkte. Mit jeder Berührung schien ein scharfer Funke durch sein Gestänge zu schießen, und der Sänger konnte ein hörbares Stöhnen nicht zurückhalten. Und weil er schon lange einsam durchs Land gezogen war und seit geraumer Zeit keine Zuwendung dieser Art erlebt hatte, brauchte auch es nicht lang, bis auch er Batzen um Batzen verschoss.

Damit war der Austausch beglückender Zärtlichkeiten beendet. Der Riegel ward weggeschoben und der Sänger konnte in sein Bett zurück; von dem tumben Herbergssohn war aber nichts zu sehen. Am anderen Morgen zog er weiter, doch fragte er sich auf dem Wege, wie das nächtliche Erlebnis ihm ein Rat für die Lösung des Geheimnisses sein sollte. Nichtsdestotrotz fasste er sich ein Herz, ging zur Königin und meldete sich, das Rätsel zu lösen. Er ward so gut aufgenommen wie die anderen auch, obgleich er kein Graf oder Herzog war. Der Koch gab ihm königliche Suppe, der Mundschenk reichte ihm den besten Wein, der Putzknabe bereitete ihm ein sauberes Zimmer, welches der Gärtner mit frischen Blumen schmückte. Der Barbier stellte ihm Waschschüssel und Duftwässerchen hin, der Wachsoldat verneigte sich und Kutscher und Stallknecht erkundigten sich, ob er zu Pferde gekommen sei. Der Kammerdiener unterwies ihn hinsichtlich der höfischen Sitten, der Schreiber notierte Namen und Rang und selbst der Fechtlehrer fragte, ob er Waffen mitführe, die zu schärfen oder zu polieren seien. So fühlte sich der Sänger all umsorgt und zufrieden.

Abends zur Schlafenszeit ward er in den Gang geführt und sah, wie die Prinzen artig ihre Pantoffeln neben ihre Kammertüren stellten, hinein gingen und hinter ihnen abgeschlossen ward. Der älteste Prinz, welcher der Thronfolger war, reichte ihm vorher noch einen Becher Wein und sagte:
»Stärke dich für die Nacht, lieber Sänger, und während wir in unseren Betten liegen, spiele uns auf deiner Laute ein schönes Abendlied.«

Der Sänger nippte am süßen Wein, nahm seine Laute und entlockte den Saiten eine zarte Melodie, zu der er ein Lied über die gefiederten Musikanten der Lüfte dichtete; denn er liebte alles, was mit Vögeln zu tun hatte:

»Kommt ein Vogel geflogen,
setzt sich nieder in sein Nest,
und er schnäbelt mit dem Herzblatt,
und sie feiern ein Fest.

Und das Fest, das sie feiern,
das heißt liebliche Lust,
ja, das wärmt das Gefieder
und wärmt jede Brust.

Lieber Vogel, feire heiter,
nutz die Nacht und den Tag,
lass vom Herzblatt dich begleiten,
weil's so innig dich mag.«
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M****b
Da wurden ihm selbst die Augen so müde, dass er einschlief und nicht bemerkte, was in dem Gang vor sich ging. Am folgenden Tag waren die Schuhe befleckt wie eh und je, und die Königin in ihrem Manneskostüm schlug traurig die Augen nieder, als der Sänger ihr das Geheimnis nicht erklären konnte. Er selbst aber ahnte, dass sein tiefer Schlaf von dem Becher Wein herrühren musste. In der zweiten Nacht gab er darum nur vor, von dem Wein zu kosten, den ihm der Thronfolger reichte. In Wahrheit schluckte er den süßen Trank nicht hinunter, sondern spuckte ihn in einen Kübel, der in der Ecke stand. Dann spielte er wieder auf seiner Laute ein Lied über die Vögelei, welche ihm so viel bedeutete:

»Wenn ich ein Vöglein wär,
und auch zwei Flüglein hätt,
flög ich zu dir.
Flöge zu dir ins Bett,
reich dir die Feder nett,
sie sei dir zur Zier.

Und jede Stund in der Nacht,
hätten wir zwei gewacht
und uns reich beschenkt.
Bis ich viel tausendmal
aus deinem Liebesgral
meinen Durst ertränkt.«

Und als er die Saiten ein Weilchen gezupft hatte, begann er zu schnarchen wie im tiefsten Schlaf. Auf diese Weise wollte er den Prinzen vormachen, sie wären seiner sicher. Zunächst rührte sich nichts, doch nach Mitternacht beobachtete der Sänger, wie langsam Unruhe in den Gang kam. Aus jedem Winkel des Schlosses kamen Männer hervor, die sich an die Kammertüren schlichen und leise daran klopften. Es waren elfe in der ganzen Zahl, und weil der Mond hell durchs Fenster schien, erkannte der Sänger in ihnen all die fleißigen Dienstboten, die am Tage der Königin gehorchten und ihn selbst so hoheitlich empfangen hatten. Aus dem Inneren der Schlafkammern antwortete ein ebenso leises Klopfen. Das war den Dienstboten ein Zeichen, dass sie vor dem vermeintlich schlafenden Sänger nichts zu befürchten hätten. Da traten Koch, Mundschenk, Kammerdiener und all die anderen neben die Türen und schoben eben das beiseite, was dort an den Wänden stand: Gemälde, feine Sessel oder reich verzierte Schränkchen, sie alle mussten weichen, bis die Schlosswand nackt war.

Und endlich erkannte der Sänger, wie der Rat des Mütterchens gemeint war: Zwischen jeder Türe war in der Wand, genau in der Höhe der Lenden, ein Loch vorzufinden, breiter als ein Daumen. Und wie der Herbergssohn sein Gestänge vormals in das Häuschen steckte, so schoben die Dienstboten nun ihre aufrecht stehenden Männlichkeiten jeweils in das Loch ihrer Wahl hinein: Der Koch seine Kelle, der Kutscher seine Peitsche, der Fechtlehrer den Degen, der Barbier seinen Streichriemen, der Pferdeknecht die Forke, der Putzknabe seinen Bürstenstiel, der Mundschenk seine Rebe, der Schreiber seinen Stift, der Soldat seinen Rossschinder, der Gärtner seine Hacke und der Kammerdiener seinen Zeremonienstab. Nur ein Loch, nämlich das neben der Tür des Thronfolgers, blieb frei.

Dem Keuchen und Stöhnen ward leicht zu entnehmen, was hinter den Wänden vor sich ging. Wohl jeder der elf Prinzen, welche die Königin vor ihrem Gang nach Rom keusch halten wollte, verwöhnte das Instrument seines Dienstboten mit allen Mitteln, die seinem nackten Körper zur Verfügung standen. Doch damit nicht genug; als die ungehorsamen Gehilfen ihre Batzen von sich geschleudert hatten – und wer weiß, wo selbige in den Schlafkammern landeten – knieten sie sich vor die Wandlöcher und warteten gespannt darauf, dass die Prinzen nun ihrerseits die hoheitlichen Gestänge hindurch steckten. Wie dankbar war der Sänger dem herein scheinenden Mondlicht, denn er konnte die majestätisch nach oben weisenden Zepter der elf Söhne gut erkennen und hätte sich am liebsten selbst an dem feuchten Vergnügen beteiligt. Doch er wartete geduldig ab, was weiter geschehen würde.
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M****b
Die Dienstboten verrichteten ihre Sache derweil sehr gut. Der Koch wusste, wie man abschmeckt, des Mundschenks erfahrene Lippen nippten gekonnt, der Fechter wusste genau, wie man einen Säbel greift; der Barbier kämmte das hoheitliche Gestänge sogar sachte mit den eigenen Zähnen, dass der Sänger nur ahnen konnte, wie erquicklich dem Prinzen hinter der Wand wohl gerade zumute sein mochte! Der Kutscher schlug seine Zunge herrisch auf den Stecken, der vor ihm auf und ab galoppierte, und all die anderen Diener waren ebenso wie er wahrhaftige Künstler auf ihrem Gebiet, sodass die Prinzen ohne Mühe Beglückung fanden und ihren Samen zügig herausschossen, welcher geradewegs auf die hoheitlichen Pantoffeln fiel, die jeweils unter dem Loch standen. Nach dieser gegenseitigen Zuwendung schoben die Dienstboten die Gemälde, Schränkchen und Sessel an ihren Platz zurück und der Gang sah wieder aus wie vorher. Sie schlichen von dannen und der Sänger hörte, wie auch die Prinzen zufrieden seufzend in ihre Betten sanken.

»So geht das also vor sich«, flüsterte er zu sich selbst, »doch will ich noch nichts verraten und morgen Nacht noch mehr herausbringen.«

Am Morgen, als die Prinzen aus ihren Kammern geholt wurden, schnarchte er darum so laut, dass sie es alle hören konnten, und sie tuschelten miteinander und sprachen:
»Vor dem sind wir sicher!«

In der dritten Nacht ging alles auf die gleiche Art wie in der letzten. Der Sänger strich wieder über die Saiten und sang ein Vogellied, das noch frecher war als das letzte Mal:

»Alle Vögler sind schon da,
flink und froh sich paaren.
Welch ein Wesen zu Kopulier'n:
Schnäbel blasen, Federn verschmier'n.
Hier und da, welch lustige Schar
kommt mit Lustgebaren.«

Sang und trällerte, legte hernach die Laute beiseite und wartete, bis all die Dienstboten mit den elf Prinzen vollauf beschäftigt waren. Als der Gang von Gestöhn und Gekeuche derart erfüllt war, dass man seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte, schlich er ans zwölfte Loch heran, welches in die Kammer des Thronfolgers führte, und flüsterte:
»Hochverehrter Prinz, ich bin der Sänger und habe das Geheimnis Eurer Brüder gelüftet. Warum aber bleibt Euer Loch jede Nacht frei und Ihr unbeglückt?«

»Ach, Sänger, kannst du denn nicht zählen?« flüsterte der Thronfolger zurück. »Zwölf Söhne sind wir, doch nur elf Dienstboten hat meine Mutter, die bärtige Königin, an den Hof geholt. Anstand und Sitte verbieten es mir, nach einem zwölften zu rufen, und so bleibt mir das heimliche nächtliche Vergnügen versagt.«

Der Sänger empfand Mitleid für den ältesten Prinzen und sprach ihm zu, nicht zu verzagen, denn er wolle fortan nachts vor seiner Türe wachen und sich um seine Freuden kümmern.

»In die Kammer darf ich dich aber nicht lassen, denn du hast die Strenge der Königin gesehen. Nur sie hat den Schlüssel. Weil mir dein Gesang aber gut gefällt und auch sonst deine Gestalt meinem Auge wohltut, hoffe ich, dein abstehendes Gestänge gleich im Wandloch zu sehen, damit ich es berühren kann.«

Kaum hatte er diese einladenden Worte vernommen, ließ der Sänger seinen Rock fallen, steckte seine Eichel durchs Loch und flüsterte:
»Du hast schnell gemerkt, wie sehr mir nach wohliger Zufriedenheit giert. Kümmerst du dich um mich, so will ich mich um dich kümmern.«
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M****b
Zwar konnte der Sänger kaum etwas sehen, aber er spürte den heißen Atem des Thronfolgers auf seiner Schutzhaut, fühlte dessen Finger in seinem buschigen Haar dort unten und erkannte die nassen Lippen an seiner Spitze. Er bewegte sein Becken nach vorn, nach hinten, wiederum nach vorn, immer im Wechsel, und stieß auf diese Weise immer fester in des Prinzen Schlund, bis es an seiner Eichel aufregend zu prickeln begann und das Blut mit einer Heftigkeit pochte, dass sein Gestänge zu bersten schien. Gerade in jenem Augenblick aber hielt der Thronfolger mit seinen züngelnden Liebkosungen inne und quälte den Sänger mit Tatenlosigkeit. Ohne einen Batzen von sich geschleudert zu haben und erlöst worden zu sein, ebbte das Pochen ab.

Der Sänger ließ sich auf die Knie nieder, denn nun war die Reihe an ihm. Ein wunderschönes Zepter reckte sich nun durch das Loch in der Wand in den Gang hinein, das von zupfenden Fingern umfasst, von triefendem Speichel befeuchtet und zarten Lippen umhüllt sein wollte. Der Sänger wirbelte mit seiner Zunge an dem winzigen Löchlein, welches jeder Mann an der Spitze seiner roten Eichel besitzt, und das lehrte nunmehr den Prinzen die süße Qual. Mehrmals noch wechselten sich die beiden in dieser Nacht ab, brachten einander immer wieder beinahe zum Bersten und folterten sich auf liebreichste Art, indem sie den erlösenden Schuss stets hinauszögerten.

Doch auf diese Weise konnten sie sich lange, lange Zeit an ihrem Gestänge erfreuen. Irgendwann aber floss aus beiden Eicheln der spritzige Samen in den Schlund des anderen und zufrieden konnte der Thronfolger einschlafen. Der Sänger aber hatte wohlweislich beim Kosten und Knabbern daran gedacht, heimlich mit den Zähnen ein Löckchen des krausen Schamhaares abzurupfen, was der Jüngling aufgrund seines Liebesrausches nicht merkte. Dieses steckte er in seine linke Tasche, um es später zu gebrauchen.

Am nächsten Morgen wurde der Sänger in den Saal geführt, wo die Königin in ihrem Männergewand saß, denn es war die Stunde gekommen, wo er das Rätsel lösen sollte. Die zwölf Prinzen standen derweil hinter der Saaltüre und horchten, was er sagen würde. Ihnen war bange und sie fürchteten um das Heil ihrer Lenden, denn der älteste hatte ihnen von seinem nächtlichen Erlebnis berichtet und nun glaubten sie, in wenigen Augenblicken in Ungnade zu fallen.

»Sie wird uns alle bestrafen und unsere Liebsten, die Dienstboten, weit fort jagen«, schluchzte der jüngste, und keiner der anderen konnte ihn trösten, dachten sie ja alle dasselbe. Auf die Frage der Königin, was nachts mit den Prinzen geschehe, erwiderte der Sänger jedoch gewitzt:
»Ich weiß um das Geheimnis, und der Kronprinz kann dies beschwören. Ich brauche es Euch, Majestät, hingegen nicht anzuvertrauen, denn Ihr ließet nur verkünden, dass einer kommen solle, der das Rätsel löst, nicht aber, dass er es weitersagt.«

Die Königin ward zornig ob solch frecher Reden, dass ihr der falsche Bart zitterte.
»Das kann ja jeder behaupten, was du da sagst!« rief sie aus.

»Das stimmt wohl«, lenkte der Sänger ein, »aber ich kann beweisen, dass Eure Verriegelung unnütz ist.«
Er steckte seine Hand in die linke Tasche und zog das krause Löckchen heraus.

»Seht, dies ist ein Stück des Schamhaares von Eurem Thronfolger. Vergleicht nur Farbe und Gestalt der Locke mit dem Rest seiner Haarpracht und ihr werdet sehen, dass ich die Wahrheit sage. Indem ich aber im Besitz dieser Locke bin, müsst Ihr erkennen, dass Eure Söhne einen Weg gefunden haben, das unselige Gefängnis ihrer Schlafkammern zu umgehen. Den Weg selbst aber, werte Königin, werde ich Euch niemals sagen.«
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M****b
Der Königin Gesicht hatte sich während dieser Rede immer mehr verfinstert. Sie ließ den Thronfolger hereinführen, zeigte ihm das krause Löckchen und jener bestätigte die Worte des Sängers.

»Was der Sänger spricht, ist die Wahrheit; er hat das Rätsel gelöst und dieses Büschel Haar bezeugt es, denn es stammt wirklich von mir. Zweifelt Ihr dennoch an seinen Worten, weil er Euch, liebe Mutter, nicht in das Geheimnis Eurer Söhne einweihen will, so müsst Ihr nicht nur ihn, sondern auch mich richten!«

Das Wort des Kronprinzen hatte freilich Gewicht; ihn zu richten, hätte die Königin nicht übers Herz gebracht. Sie fand ihre Würde wieder und sprach:
»Hast du das Rätsel gelöst, muss mein Wort gelten und du wirst mein Gemahl und König werden. Ich will dir indes ehrlich sagen, dass ich diese Heirat nur eingehe, um mein Wort zu halten. An einem Sänger wie dir liegt mir sonst nichts.«

Da griff der Kronprinz ein und rief:
»So unterlasset die Heirat und überreicht die Königswürde mir, liebe Mutter, denn ich bin Thronfolger und reif genug, dieses unser Reich zu regieren. Ihr aber könnt euch zurückziehen und in Würde Euer Alter erleben.«

Die Königin glaubte, auf diese Weise den Sänger loszuwerden, denn sie meinte, er würde keine machtlose Königin ehelichen wollen. Also willigte sie ein. Nachdem aber ihr ältester Sohn zum neuen Herrscher ausgerufen ward, nahm dieser kurzerhand den Sänger zum Gemahl und konnte nun, da die Mutter keine Macht mehr hatte, das Geheimnis um die befleckten Schuhe lüften. Kein heimliches Versteckspiel musste es da mehr geben, keine Türen mehr verriegelt werden und statt der Pantoffeln wurden fortan ganz andere Dinge befleckt.

Heiterkeit zog ins Schloss ein, und nur die ehemalige Königin wurde todtraurig, konnte sie ja ihre Söhne und ihre Dienstboten ob der Überschreitung ihrer Befehle nicht mehr verurteilen. Da legte sie ihre Männerkleider ab und wollte nach Rom reisen, um dem Popen um Vergebung zu bitten. Unterwegs kehrte sie auf Anraten ihrer alten Kammerjungfer in die kleine Schenke ein und machte des Nachts die gleiche Erfahrung auf dem Häuschen wie vormals der Sänger. Da wandelte sich ihr Sinn völlig: Rom ward vergessen, der tumbe Herbergssohn wurde wegen seines gefälligen Gestänges ihr auserlesener Bettgefährte und sie gab ihren Söhnen und deren Liebsten ihren mütterlichen Segen. Bei all dem bunten Geschehen lächelten die Kammerjungfer und das Herbergsmütterchen einander heimlich zu, und ich frage dich: Sollte hinter unserer Geschichte etwa keine märchenhafte Vorsehung, sondern eine heimliche Absprache zwischen denen zweien gesteckt haben?

ENDE

aus: "Vierzig schwüle Nächte" (Band 4) von Xaver Ludwig Cocker (EAN 9783754673362)
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