VERLEGUNG, Auszug

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P***t
Ein Auszug aus meinem Bw-Roman

Wir sahen in den Himmel einer gesetzten, rot-orangenen Abendsonne an diesem Sommertag im August 1987, als sich zwischen dem bau-Gelben Übergang des Firmaments langsam die Silhouette eines sich nähernden Flugzeugs, zwei Hand breit überm Horizont, abzeichnete. Das Transportflugzeug kam schnell näher und landete elegant und erstaunlich geräuscharm. Seine Bewegungen in der Luft und das Rollverhalten ließen erahnen, dass es nur leicht geladen hatte. Die Dämmerung setzte jetzt merklich ein, als wir bei Stillstand der Maschine sofort eine gewohnte aber hochgespannte Routine in Gang setzten. Ich wurde knapp zwei Stunden vorher in einer schnell an berufenen Sonderabteilung als Erster zur Überwachung des Entlade- und Überführungsvorgangs der Fracht zum Bestimmungsort abkommandiert. Der Empfänger war ein spezielles Materiallager, ca 62 km entfernt. Zu der Zeit war ich als Leitender Offizier des Wachkommandos auf einem Fliegerhorst mit der Einheitsführung betraut, Major im 54 Jahr und unverheiratet. Eigentlich hatte ich viele andere dringliche Dinge zu erledigen und freute mich auf ein Abendessen im Casino, als auf sonderbare, grüne Metallkisten aufzupassen, dachte ich das eine oder andere mal beim Anlauf dieses abendlichen Ereignisses. Eine Übung war es nicht und es kam mir auch im Nachinein wirklich gut gelegen. Bei Sommerwetter möchten, glaube ich, viele Offiziere gern draußen in der Natur von Organisation und Verwaltung so einen kleinen Urlaub machen.

Alles klappte wie an Schnürchen, die beteiligten Soldaten arbeiteten eifrig und konzentriert. Es waren erfahrene und von von Hase ausgesuchte Unteroffiziere und Gefreite, die, wie alle Beteiligten, sehr schnell für diese Sonderaufgabe herangezogen wurden. Im und um das Transportflugzeug waren emsig Techniker, Besatzung, Entlader, Sicherer beschäftigt und ringsrum standen dazu unsere Fahrzeuge. Es strahlten und blinkten die unterschiedlichen Beleuchtungen der Geräte, Fahrzeuge und der Rollwegbegrenzung in allen Farben und grenzten sich zu dem königsblauen Himmel und dem Abendrot malerisch ab. Alle Aggregate brummten und füllten die Luft um uns herum mit einer technisch tönenden Geräuschkulisse. Ich war bei jeder Bewegung der Fracht am Umkreis meiner Sicherungssoldaten mit nicht bemerkter Aufregung zugegen, sah den Jungs bei der Arbeit zu und hatte Freude daran zu sehen, wie perfekt und besonnen die Abwicklung des Luftumschlags lief. Alle waren gut gelaunt und strahlten mich zwischendurch an, beziehungsweise grüßten einmal militärisch, wenn die Situation es zuließ. Die Fracht wurde innerhalb von Minuten auf unsere geländegängigen, kompakten Lastwagen geladen und mit Gurten und durch meine Soldaten gesichert.
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Leutnant von Hase und ich teilten die Züge, wie vorher besprochen, in zwei Teile auf um bei Bedarf verschiede Routen fahren zu können und tauschten noch auf dem Flugfeld in dieser speziellen Atmosphäre andere taktische Variablen aus, während die Verlegung anlief. Nach dem Beladen saßen die Wachsoldaten taktisch sichernd auf jedem Fahrzeug mit schwerem Gepäck auf. Der Leutnant setzte die zwei Züge mit fünf Unimog und drei Iltis sofort in die entgegen gesetzte Richtung, aus dem das Flugzeug kam, in Bewegung. Als wir den Flugbereich verließen und auf die Verbindungsstraße einbogen, sahen wir im Vorbeifahren am Kontrollturm und der Flugplatzfeuerwehr die nächste Einheit mit samt Fahrzeugen auf wahrscheinlich das nächste Transportflugzeug warten Sie waren aus dem Pionierbatallion aus der Nachbarstadt abberufen und bekamen einen anderen Zielort, mehr wusste selbst ich nicht von der Missionsstrategie. Hinter der Grenze der Luftwaffenbasis auf der Zufahrt auf die Kreisstraße, öffnete ich den Umschlag mit unseren Befehlen. Herr von Hase steuerte unseren VW Iltis als Führungsfahrzeug und unser Oberfeldwebel Jan Kolb hielt vom Rücksitz aus gespannt seine gedämpfte Taschenlampe auf meine Papiere.

Wir erreichten bei herrlichem Abendrot unseren ersten Stopp fürs Briefing auf einem Wendeplatz im nahe gelegenen Staatsforst. Wir fuhren über einen breiten Feldweg, der umgeben von hohen, dunkelgrünen Tannen sich mit dem hellen Sand deutlich abhob von der in Dämmerung getauchten Landschaft. Die Fahrer erzeugten zu meinem Erstaunen sehr schnell und geschickt eine Wagenburg, was zweifelsohne auf den Einfluss unseres Fahrzeug Chefs, Hauptgefreiten Alexander Prinz zurückzuführen war, dachte ich dabei und war erfreut, dass er dabei ist. Die Fahrzeugtüren waren nach innen geöffnet und alle 40 Soldaten saßen ab oder schauten aus den Fahrzeugen in die Mitte. Auf der standen von Hase und ich und die Jungs erwarteten jetzt ihre taktische Einweisung in die Lage. Die meisten kannten mich schon mehrere Monate, andere Soldaten schon jahrelang und waren mir aus der bisherigen Dienstzeit schon mehr als vertraut. Auch wenn der Kommodore es nie sagte, ich wusste, dass meine die beste Kompanie war und nun kam für viele Beteiligen ihre erste ernstere Bewährungsprobe. Das Briefing dauerte 17 Minuten und beide Feldwebel nickten mir nach meinem Vortag zu und befahlen Zigarettenpause.
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Aus dem Funkwagen roch die Luft nach frischem Kaffe und wunderbar nach Wald, eine herrliche Mischung. Ich fühlte ich pudelwohl und war jetzt sehr froh, dieses Kommando leiten zu dürfen. Leutnant von Hase, Zigarettenspitzen bewährt, unsere Feldwebel und ich sicherten die Wagenburg nach außen und besprachen auf dem hellsandigen Feldweg die Fahrtroute. Wir sahen uns auf den Landkarten das umliegende Gelände und jenes des Zielortes genau an. Unteroffizier Bogen brachte uns Kaffee. Oberfeld Kolb ging mit 'Doc' Grevens, unserem medizinischen Stabsunteroffizier zu den Fahrzeugen zurück und bereitete den Abmarsch vor. Wir genossen noch den heißen Kaffe in der Abendluft und verteilten die Funk-Codes und die Karten auf die Züge. Dann besetzten wir unsere Fahrzeuge und fuhren in die Nacht. Von Hase und Feldwebel Hansen hatten den Hauptteil Fracht und ich und Oberfeld Kolbs Jungs waren deren externe Sicherung. Der Plan mit dem schnellen externen Sicherungszug war Oberfeld Kolbs Idee, die auf mein Anraten sofort vom Stab angenommen wurde. Die Staber mochten es nicht so gern, wenn ein Feldwebel ihnen Taktiken vorschlugen. Oberfeldwebel Kolb hatte wegen seiner genialen, unkonventionellen Einfälle, die er mutiger Weise meist nicht für sich behielt, leider auch Neider im Verband.

Jan Kolb war ein hochgewachsener oft verwegen dreinschauender Kamerad, der aus der Gegend stammte, der sich mit seiner ausgeprägten Wahrnehmungskraft schon oft bewährt hat. Immer mit kurzer mittelblonder Motorradfrisur wie er seinen Haarschnitt nannte, der eigentlich gar keiner war. Sein Haar war nie geföhnt oder frisiert, es viel einfach nach vorne und stand oft am Hinterkopf hoch. Das machte ihn sehr natürlich und ließ ihn durch seine Bewegungen sehr jungenhaft erscheinen. Nur seine Augen verrieten, dass er im Dienst ein unerschrockener Profi ist. Schon als 20 jähriger Soldat war er mir von der Sicherungskompanie her bekannt. Er war eigentlich Luftfahrzeug Techniker aber fast ebenso oft bei der Wache zu sehen.
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Er hatte eine natürliche Autorität und mit seiner schlanken Gestalt immer einen energetischen Gang und einen aufgeweckten und Vertrauen erweckenden Gesichtsausdruck. Auf unserem Sportplatz fiel mir seine außerordentliche Geschicklichkeit, Reaktion und besonders seine geschmeidig-schlanke aber robuste Gestalt auf. Bei meinen Soldaten war er mit der angesehenste Feldwebel, schon allein wegen seines großen, urigen Geländemotorrades, dass er zu jeder Jahreszeit fuhr. Er sah darauf sehr beindruckend aus mit seinen großen Stiefeln und seiner Fahrerhose vom Motocross, darüber stets ausgesonderte Feldjacken des Bundesgrenzschutz, welcher noch lange die beliebten Tarnmuster der alten Wehrmacht weiter verwendete und sehr hochwertige Qualität verwendete. Ich freute mich auf den Dienst mit ihm.

Meine Freude ging wegen meiner Zuneigung zu diesem Oberfeldwebel über Kameradschaft hinaus. Oberfeld Kolb war damals einunddreißig Jahre alt und der beste Schütze im Verband. Er heißt mit Vornamen Jonathan aber wir sagten alle nur Jan. Was mich an ihm besonders reizte, war sein Verhalten wenn er sich persönlich verunsichert oder ertappt fühlte - fast wie ein kleiner Junge. Außerdem hat er, wie ich dem Alter damals, einen sehr schlank erscheinenden aber auch sehr stabil wirkenden Körperbau. Ein echter Naturbursche, den nichts abschreckte, wenn auch manchmal verspielt. Der Oberfeld sagte mir mal bei einer Inspektion, dass er deswegen hauptsächlich zum Militär gegangen ist, um stark zu werden. Ich wünschte mir schon lange Zeit, das nicht nur dieses Anliegen uns zu Gleichgesinnten machte. Auch deswegen hatte ich vor, mich an Jan Kolb anzunähern und spürte auch seine Achtung zu mir aber dienstlich passte es nie für privaten Austausch, was sich nun hoffentlich ändern würde.

Zirka alle zehn Minuten nahm Oberfeld Kolb Funkkontakt mit den Jungs auf den Fahrzeugen und ich mit von Hase auf, wir authentifizierten dann erst unsere Codes. Ich hatte mein Infrarotsichtgerät ausgerichtet und sondierte ständig die vor uns liegenden Wege und gab dem Oberfeldwebel die Fahrtrichtung vor. Jan scherzte zwischendurch: "…und sie gerieten immer tiefer in den Hexenwald…" und ich sah in der Spiegelung der Windschutzscheibe des Unimogs sein Grinsen, knuffte ihn an die Schulter und sagte: "Fahr, Junge." Kolb sagte: "Die Fahrt ist angenehm ruhig, wir fahren durchschnittlich mit 65 km/h und es sollten jetzt noch genau 39 Kilometer sein zum Operationsgebiet, Herr Major." "Danke, Herr Kolb." entgegnete ich. "Vor uns alles frei. Wir erreichen in Kürze die letzte Ortschaft und danach, in ca 17 Kilometern, das Waldgebiet mit unserem Zielobjekt.
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Vor dem Wald dann auf 40 Kilometer pro Stunde verlangsamen, Herr Kolb. Herr von Hase wird schon vor der Waldgrenze die Distanz vergrößern und weis Bescheid." Mein Zug hatte die gesamte Verpflegung und alle persönliche Ausstattung der Soldaten, als auch Zelte, medizinische Ausstattung, den Funkaufklärungswagen und eine der geheimnisvollen Kisten an Bord. Die Waffen waren gleichmäßig und taktisch ausgerichtet auf alle Gruppen verteilt. Unser Kommando sollte die Fracht in verschiedenen Materialbunkern verstauen, sichern und sich auf mindestens acht Tage Sicherung und Bewachung einrichten. Ich sagte zum Oberfeld: "Der Wetterbericht vom Flugplatz hat sehr sommerliches Wetter bescheinigt für die nächste Woche und ich weis, dass das stillgelegte Materiallager ein mit Regenwasser gefülltes Reservoire hat, das für die Klimaanlagen einiger Lagerräume verwendet wurde." Oberfeldwebel Kolb schaute mich freudig an: "Das wäre ja klasse, wenn es zum baden taugt." sagte er. Ich schaute freundlich zurück, zwinkerte dem Oberfeld zu und entgegnete nur mit einem genüsslichen "Mmmmh, ach-ja." Auch wenn ich mich aus dienstlichen Gründen dagegen sträubte, hatte ich für unsere Mission immer ein gemütlichen Missionsablauf vor Augen, etwas wie auf dem Weg zum Urlaubsort. Gerade fing ich an, mir Gedanken über das Gelände vor uns zu machen, weil wir schon 40 Minuten hinter der Ortschaft waren, als mir an mehreren Hochspannungsleitungen, die wir unterquerten auffiel, dass wir kurz vorm Ziel sein mussten.

Nach einer langgezogenen Kurve sahen wir den Mond, der von Süden altsilbern über dem Wald thronte. Oberfeld Kolb verzögerte langsam, er hatte die Zeit gestoppt und gab per Funk Gefechtsbereitschaft an unsere Soldaten aus. Wir fuhren langsam durch den Wald und nach gewisser Zeit wurde die Straße schmaler. Vertraute Verbotsschilder tauchten auf und im Hintergrund war unscharf der Eingang zum Materiallager zu erkennen. Wir fuhren auf Betonplatten langsam auf das verzinkte, schwere Eingangstor zu und blieben 50 Meter davor stehen. Von Hase wartete in einem Abstand von 350 Metern mit seinem Zug im Wald. Wir sprangen bis auf die Fahrer und die Männer an den Fahrzeug-MGs ab und Unteroffizier Peters kam gerannt und empfing die Schlüssel für das Tor. Er und sein bester Freund, Obergefreiter Cohagen, ein junger, sympathischer Draufgängertyp, öffneten die schweren Torflügel im Laufschritt und arretierten sie. Die ersten zwei Gruppen, die gerade noch in alle Richtungen sichernd am Wegrand hockten, stürmten schnell und kaum hörbar ins Objekt. Eine Gruppe zum Wachlokal mit der Schaltzentrale, die zweite auf den Sammelplatz. Signale wurden gegeben und dann fuhren die Iltisse vor und sondierten den Rest der etwas über Fußballfeld großen, in einer Waldlichtung mit 100 Meter Schussfeld versehenen, massiv umzäunten Anlage. Alles machte, dank der zivilen Mitarbeiter der Standortverwaltung, einen funktionstüchtigen und gut gepflegten Eindruck. Das Rotwild, was vorher noch auf dem Schussfeld vor dem Objekt im Mondlicht weidete, verschwand erschrocken von den lautlosen schnellen Schatten unserer Vorhut im Wald.
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Ein wenig später:

Der Oberfeld schaute mir zufrieden und lange in die Augen. "Sie sind der beste Vorgesetzte, den ich mir vorstellen kann." sagte er mir leise. "Und Sie, lieber Jan, sind der wundervollste Feldwebel, den ich je führen durfte. Sie sind so charismatisch und hübsch, dass ich fast davon träume." Oberfeld Kolb war verlegen, wurde ein wenig rot und hatte plötzlich wieder seinen umwerfenden jungenhaften Gesichtsausdruck. "Gut dass niemand zuhört," sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen "viele könnten das missverstehen - ich natürlich nicht." Jan nickte und grinste mich bübisch an. "Warum nicht?" fragte ich. "Weil ich diese für mich ganz besondere Kameradschaft ihnen nur erwidern kann, Herr Major. Ich mag Sie sehr gern und vertraue ihnen am meisten voll allen Menschen, die ich kenne." Jetzt wurde auch ich rot, musste verschmitzt lächeln, sah auf Jan's wunderschön schlanke, haarige Beine, dann an ihm hoch in sein Gesicht:
"Genug der Lobhudelei, Oberfeld. Wir machen nachher weiter." brummte ich ihm wohlwollend zu, stand auf, stellte mich hinter den Oberfeld, und knetete seine Schultern und seinen Nacken feste durch. "Kommen Sie gleich mit ans Reservoire, Herr Major? Dort steht unser Malzbier im Wasser und wir können uns die Füße waschen." "Ja, gern." antwortete ich "wie immer die richtige Idee. Gehen Sie schon vor, ich hole noch schnell die Karten und etwas Schreibzeug aus der Zentrale."
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H********e
Sehr gut! Weitermachen!
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