Proleten-Stricher (eine Geschichte)

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peterwolfgang74 yrs
Arbeiter schreiben ja kaum in den entsprechenden Foren, aber auch kaum mal ein anderer, wie es mit einem Arbeiter war.
Diese kleine Geschichte – erwartet jetzt keine große Sexorgie – habe ich nicht selbst erlebt, aber ein früherer Freund, inzwischen tot, hat sie mir sehr anschaulich erzählt, er lebte in Frankfurt oder Köln, vielleicht weiß einer der Leser, welche Stadt gemeint sein könnte, kenne beide nur flüchtig. Es gibt oder gab dort einen Park, der irgendwie an der Stadtmauer angelegt war.

Er erzählte also:
Dort, im Park, fand man u.a. immer Burschen, die es für Geld machten. Das waren eher keine Berufsstricher, sondern Lehrlinge oder junge Arbeiter, bei denen nicht ganz klar war, geht’s ums Geld, oder um den Sex? Oder um beides?
Jedenfalls kamen manche gleich von der Arbeit hier her. Das heißt also, sie waren noch verschwitzt und mehr oder weniger schmutzig und trugen noch ihren Blaumann, ebenfalls mehr oder weniger schmutzig. Manchmal auch sehr schmutzig. Manche Kunden stieß das ziemlich ab und ich fragte mich, warum die Burschen sich so das Geschäft versauten. Aber damals hatten die Fabriken nicht immer auch Duschen, die Kerle wohnten in den eher fernen Arbeiterquartieren und es war bequemer, die „Sache“ gleich nach der Arbeit zu machen, statt sich erst zu Hause zu waschen usw.
Und irgendwann begriff ich, daß nicht nur ich als einziger – wie ich lange dachte – auf solche Proleten abfuhr. Daß Prolet wenig mit dem heutigen Proll gemein hatte, sei vielleicht noch bemerkt. Sie machten es nicht für großes Geld – dazu ist zu sagen, daß Arbeiter damals nicht allzuviel verdienten, Lehrlinge erst recht nicht. Und die 5 bis 10 Mark, die sie in der Regel forderten, waren für sie durchaus interessant. Aber natürlich gab es auch die, die vor sich selbst oder anderen mit dieser angeblich nur „Nebenerwerbstätigkeit“, angeblich ohne sexuelles Interesse, in Wirklichkeit ihre tatsächlichen schwulen Bedürfnisse bemäntelten.
Es gab damals auch keine Marken-Arbeitskleidung im späteren Sinne, womit ja heute längst eine regelrechte Fetischszene auf Konsum ausgerichtet wurde. Arbeitssachen waren markenlos und billig, übrigens gabs noch billigere in der DDR, in China aus Baumwelle produziert, aufs einfachste reduziert, aber völlig ausreichend, und mancher besorgte sie sich von der Ostverwandschaft, die froh war, auch ihrerseits mal was schicken zu können.

Ich kam aus meiner Kanzlei. Nicht grade im Smoking, aber doch bürgerlich gekleidet, im Anzug, ging ich durch den Park. So richtig hatte ich nichts vor in sexueller Richtung – aber abgeneigt war ich auch nicht. Und schon gar nicht, als ich den Burschen sah, der mir schon öfter aufgefallen war. Nunja, nicht nur aufgefallen. Dunkelhaarig, mittelgroß und eher stämmig, in einer blauen Latzhose und ebensolcher Arbeitsjacke, teilweise ölgeschwärzt, vor allem am Hintern und da, wo er sich vermutlich immer die Hände abwischte, lächlte er jedem zu. Sonst auch mir.
Aber heute war er mit einem anderen Mann im Gespräch. Besetzt!, dachte ich.

In diesem Moment gab ich mir selbst gegenüber zu, daß ich in Wahrheit nur wegen ihm hergekommen war. So wie schon öfter. Ich war ja auch schon öfter mit ihm in den Büschen verschwunden, hatte das vor mir selber aber immer als nur physisches Abreagieren abgetan, quasi: Ein Mann muß seinen Saft loswerden. Ja, daß ich schwul war, wußte ich und besuchte regelmäßig die entsprechenden etwas gehobeneren Lokale. Da kam es auch zu Bekanntschaften mit sexuellen Folgen im Anschluß bei mir zu Hause. Ja, so etwas machte ich und stand dazu.
Aber als Mann in meiner Position mit einem 8-Klassen-Abgänger, einem ungewaschenen Arbeiter im schmutzigen Blaumann? Das war auf dem Niveau, mal ins Gebüsch sein Wasser abschlagen zu gehen, mehr nicht. Sein Wasser oder seinen Saft, egal.

Ja, aber diesen Burschen hatte jetzt ein anderer an der Angel. Und der unterhielt sich noch ganz ungehemmt mit ihm, mitten im Park, auf dem zentralen Weg, nicht etwa im Gebüsch. Manchmal hö
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peterwolfgang74 yrs
… ganz ungehemmt mit ihm, mitten im Park, auf dem zentralen Weg, nicht etwa im Gebüsch. Manchmal hörte ich sie lachen. Und der Bursche, der die Hände in die Jackentasche gesteckt hatte, drückte beim Reden immer die Fäuste rein. In der einen Tasche war ein ausgefranstes Loch, er steckte einen Finger durch und spielte damit rum.
Und ab und zu rückte er mit der anderen Hand sein Paket in der Hose zurecht.
Es war also nichts mit unauffällig einen Wink geben, unauffällig wie zum Pissen im Gebüsch verschwinden, sich dort treffen und später ebenso unauffällig wieder rauskommen und gehen.
Etwas enttäuscht, aber ein ganz klein wenig angeheizt, sah ich mich weiter um, spielte also den Spaziergänger. Aber wo sonst immer ziemlicher Betrieb war, war heute wenig los. Wirklich keiner da, weder in Arbeiterblau noch in Freizeitkleidung.

Da sah ich einen anderen jungen Kerl. Den einzigen weit und breit sonst.
Sehr durchschnittliche Ausstrahlung, groß und schlank – wo ich es lieber etwas kräftiger hatte. Und: Sein Overall zeigte kaum mehr blau, sondern war weitgehend dreckverschmiert und Altöl-getränkt, dazu kam etwas grüne Farbe an manchen Stellen. Eine Brusttasche hing halbabgerissen runter und Löcher waren überall, ganz große an den Knien, dazu ein Dreiangel im Gesäß. Und ich sah ein ziemlich schmutziges Gesicht.„Mit dem nicht!“ versuchte ich mir zu suggerieren. Und - ging auf ihn zu. So nah bei ihm, daß er mich nicht nur bemerken mußte, sondern auch meine Absichten, lächelte er mir nicht zu, wie es die anderen Burschen hier getan hätten. Sondern guckte eher teilnahmslos, als würde er gleich vom Vorarbeiter die 50. Anweisung bekommen. Ich wollte wie üblich ganz allgemein anfangen, vielleicht vom Wetter und deshalb der Lust, spazieren zu gehen im Park. Zwar waren hier die meisten als Kunde oder Sex-Anbieter, aber man tastete sich trotzdem langsam ran.
„10 Mark“, sagte er nur, als ich mich auf etwa drei Meter genähert hatte. Ich war auf soviel Direktheit nicht gefaßt und suchte, was ich Unverbindliches sagen könnte. „Na gut, dann fünf“, sagte er nach wenigen Sekunden.
„Du bist ein bißchen...
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peterwolfgang74 yrs
Wenn sich genügend melden, denen es gefällt, dann stelle ich gerne noch den Rest ein.
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H*******b
bitte weiter!
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peterwolfgang74 yrs
Das interessiert hier also keine Sau?
Aus Erfahrung weiß ich: Das interessiert schon. Aber selbst in so einem eindeutigen Club sind die Kerle zu verklemmt, es zuzugeben und mal kurz was Zustimmendes zu schreiben.
Na dann nicht.
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W********w
Also ich finde es gut..schade, wenn sich keiner für eine Fortsetzung interessiert
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T*****p
mir gefällt die geschichte auch sehr...diese art von stories gibt es viel zu selten
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peterwolfgang74 yrs
Die Einstellung, daß man was haben aber nichts geben will, greift leider immer mehr um sich. Auch hier.
Also wer mir was kurzes oder langes zum Thema Blaumann, Workwear usw. schreibt, kriegt den Rest der Geschichte. Sonst nicht.
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