Eine Story aus der Zeit der Wende... "Leipzig"

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Eine Story aus der Zeit der Wende....

Leipzig:
Meine Firma hatte 1990 in Leipzig ein Büro eröffnet.
Und ich war dabei...

In der Stadt herrschte eine Aufbruchstimmung, die
war ansteckend. Überall sah man Schilder und Plakate
„Leipzig kommt“ ...Ich hatte schon meine Kneipe gefunden,
das VIS a VIS in der Richard-Breitscheid Strasse. Die Kneipe
hatte den schönen Namen: Für Rumtreiber, Nachtschwärmer und
sonstige Paradiesvögel.

Montags flog ich mit HAMBURG-Airlines von Saarbrücken nach
Leipzig, wo ich in Markranstädt einen 2. Wohnsitze hatte.
Und Freitags mit der letzen Maschine nach Saarbrücken zurück.

Auf einen schönen Freitagabend, waren die Straßen zum Flughafen
Leipzig-Schkeuditz, hoffnungslos verstopft.

Aber mein Taxifahrer half....
In der alten DDR sprach man sich mit DU an, was die Sache
vereinfachte.

Also mein Taxifahrer fuhr den sogenannten STASI-Weg.
Das ging über Felder und verbotene Wege.

Wir fuhren den Flughafen von „hinten“ an, und ich sah das
Flugzeug nach Saarbrücken schon startbereit dort stehen.

Durch eine Öffnung im Zaun, fuhr dann mein Taxifahrer direkt
Neben der Runway auf den Flughafen zu.

Das war eine riskante Sache, aber den Taxifahrer hat das nicht
erschüttert, das war ein Teufelskerl.

Während wir mit hoher Geschwindigkeit,  was sein alter Mercedes-Diesel noch hergab, kommt uns auf der Runway eine Boing-737 entgegen, die soeben Starterlaubnis bekommen hatte.

Mir ist das Herz in die Hose gesackt, der Taxifahrer blieb aber ganz ruhig, und meinte, da kommen wir gut drunter durch.

Es hatte geklappt, der Flieger hob kurz hinter uns ab.

Wie verabredet sprang ich aus dem Taxi, und mischte mich unter die
wartenden Leute.

Einer nach dem anderen gingen die Gangway hoch, und ich mit.

An der Maschine fragte man mich nach der Bording-Karte, ich hatte
natürlich keine. Man akzeptierte—ausnahmsweise—mein Flugticket,
man kannte mich als Dauerkunde.

Wo das Taxi geblieben ist, konnte ich nicht mehr feststellen. Ich bin später noch viel mit Taxi „M“ gefahren, und es stellte sich heraus, der war früher tatsächlich bei der Stasi, ein mutiger angenehmer Mann.

Auf dem Flug nach Saarbrücken, kam der Pilot zu mir, und fragte ganz
Locker: Sind Sie vielleicht mit einem Taxi aus der falschen Richtung zum
Flughafen gekommen..?

Aber Herr Pilot, wie soll ich denn mit einem TAXI an ihr Flugzeug gekommen Sein....?

Man hatte vom Tower aus, das Taxi gut sehen können, und ich nehme an, der hatte den Piloten gewarnt?

Aber wer in dem Taxi drinnen saß, das konnte der Tower bestimmt nicht sehen..


So etwas wird es heut bestimmt nicht mehr geben...!

Paradiesvogel
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vontintin79 yrs
und von der kneipe haste dir den nick abgegriffen. nicht schlecht?
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a member
Hallo nette Geschichte.

Allerdings hieß der gute Mann der der Strasse seinen Namen gab: Rudolf Breitscheid
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U***w
DAs VIS à VIS war schon schwer i.O.
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