Anneliese Rothenberger + 24.05.2010

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M*****u
Anneliese Rothenberger verstarb vorgestern. Oft belächelt, oft in die Ecke der reinen Operettendiva oder Unterhaltungstante gestellt (u.a. wegen ihrer TV-Show in den 80er-Jahren) vergisst man oft, mit welcher Qualität sie vor allem die für sie geeigneten Mozart- und Strauss-Partien sang (Sophie, Zdenka, Susanna, Konstanze, Ilia u.v.a.).
Ich sah sie einmal live als Zdenka in Hamburg - das war noch viel, viel schöner als die Aufnahmen, eine blühende Silberstimme mit leuchtender Höhe und eine ausgezeichnete Darstellerin.

In memoriam - das Duett aus "Arabella" mit Lisa della Casa:

http://www.youtube.com/watch?v=q2Hpvsuo9Ko&feature=related
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M*****u
Und vielleicht noch ein bisschen Konstanze:

http://www.youtube.com/watch?v=UgKlSN06emo
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M*****u
Anneliese Rothenberger - Vita (wikipedia)

Ihr Gesangsstudium absolvierte Anneliese Rothenberger bei der Richard-Strauss-Sängerin Erika Müller, die das Talent Rothenbergers sehr früh erkannte. Im Alter von 16 Jahren sang sie schon öffentlich in Konzerten. Mit 17 trat sie ein Elevinnen-Engagement am Theater Koblenz an. Während des Krieges wurde sie zum Arbeitseinsatz in einer Weißblechdosenfabrik in Weißenthurm am Fließband eingesetzt. 1946 holte sie der Intendant Günther Rennert an die Hamburgische Staatsoper, wo sie 1947 als Oskar, Page in Giuseppe Verdis Ein Maskenball, debütierte.

1952/53 unternahm sie ihre ersten Auslandstourneen bis nach Nord- und Südamerika und trat zum ersten Mal im amerikanischen Fernsehen auf. 1954 debütierte Rothenberger bei den Salzburger Festspielen in Rolf Liebermanns Penelope unter dem Dirigenten George Szell und dem Regisseur Oscar Fritz Schuh (Ausstattung: Caspar Neher). 1957 folgte Liebermanns Die Schule der Frauen (Szell, Schuh, Neher), 1958 die Zdenka in Strauss' Arabella unter dem Dirigat von Joseph Keilberth und der Regie von Rudolf Hartmann. Zur Eröffnung des neuen Großen Festspielhauses war sie 1960 die Sophie in einer auch verfilmten Aufführung von Strauss' Der Rosenkavalier unter Herbert von Karajan (Regie: Hartmann; Bühnenbild: Teo Otto). 1965 sang sie in Salzburg an der Seite von Fritz Wunderlich die Konstanze in der Inszenierung von Die Entführung aus dem Serail durch Giorgio Strehler (Regie) und Luciano Damiani (Ausstattung), die von Zubin Mehta dirigiert wurde. Rothenberger sang in Wiederaufnahmen dieser Produktion bis 1970. Ihre letzte Salzburger Partie war 1969 und 1970 die Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte unter Seiji Ozawa und Jean-Pierre Ponnelle.

In den fünfziger Jahren debütierte Rothenberger auch bei den Festspielen in Edinburgh, München, Glyndebourne, und den Berliner Festwochen; sie blieb lange Jahre mit all diesen Festspielen verbunden. 1956 wurde Rothenberger an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg engagiert, und 1957 an die Wiener Staatsoper, deren Mitglied sie bis 1975 war.

1960 folgte ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York als Zdenka in Richard Strauss' Arabella. An der Metropolitan Opera zählte sie viele Jahre zu den Publikumslieblingen und sang neben der Zdenka außerdem die Partie des Oscar in einer Neuproduktion von Verdis Un ballo in maschera (mit Leonie Rysanek als Amelia und Carlo Bergonzi als Riccardo), Musetta in La Bohème (mit Renata Tebaldi als Mimi und Franco Corelli als Rodolfo), Susanna in Le nozze di Figaro (mit Lisa della Casa als Gräfin), Amore in Glucks Orfeo ed Euridice, Sophie in Der Rosenkavalier und Adele in Die Fledermaus.

1961 gab sie ihre Debüts an der Mailänder Scala (als Sophie in Richard Strauss' Der Rosenkavalier); in Kopenhagen (als Susanna in Le nozze di Figaro); und am Teatro Colón in Buenos Aires (als Sophie, und auch als Konstanze in Mozarts Die Entführung aus dem Serail. Zu dieser Zeit sang sie auch in Montreal, Zürich, Dortmund, Mannheim, und bei den Festspielen in Aix-en-Provence und Florenz (Maggio Musicale).

Auch als Interpretin klassischer Lieder gab Rothenberger Liederabende in Deutschland, Österreich, der Schweiz, England, Schottland, Japan, und in vielen Städten der USA und der Sowjetunion. Viele Jahre lange machte sie zweimal jährlich eine große Liedertournee.

Auf Grund ihrer Beliebtheit, derer sie sich vor allem in Deutschland und Österreich erfreute, ließ sie sich zur Mitwirkung in mehreren erfolgreichen Musikfilmen bewegen. Der bekannteste dieser Filme ist wohl die englische Verfilmung von Die Fledermaus von Johann Strauss aus dem Jahr 1955.

Auch im Fernsehen war sie sehr viel tätig, wodurch sie einem breiten Publikum bekannt wurde. Sie erschien sehr oft im deutschen und auch im amerikanischen Fernsehen, bei der BBC und in Eurovision-Sendungen. 1967 hatte sie ihre erste eigene Sendung in Deutschland (Heute Abend: Anneliese Rothenberger). 1969 moderierte sie das große Live-K
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M*****u
… Sendung in Deutschland (Heute Abend: Anneliese Rothenberger). 1969 moderierte sie das große Live-Konzert in der Berliner Philharmonie aus Anlass des 90. Geburtstages von Robert Stolz; das Konzert wurde über 200 Sender live übertragen. Kurz danach bekam sie ihre eigene Unterhaltungsreihe im ZDF, Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre.

Später leistete sie mit ihrer ZDF-Sendung Anneliese Rothenberger präsentiert junge Künstler einen Beitrag zur Förderung des Nachwuchses. Das tat sie auch mit ihrer Stiftung des Anneliese-Rothenberger-Preises im Rahmen des EuropäischenKulturForums Mainau. Alle zwei Jahre werden vielversprechenden jungen Sängertalenten zwei Anneliese-Rothenberger-Preise verliehen.

Von 1954 bis zu seinem Tod im Jahre 1999 war sie mit dem Journalisten, Redakteur und Lyriker Gerd Wendelin Dieberitz verheiratet, der auch ihr Manager war.

Von der Opernbühne war sie 1983 zurückgetreten; Liederkonzerte gab sie noch bis 1989. Wegen ihrer Krebserkrankung trat sie danach nicht mehr öffentlich auf.

Anneliese Rothenberger war auch als Malerin erfolgreich. Bereits in den frühen sechziger Jahren studierte sie in New York bei dem deutsch-amerikanischen Kunstmaler Alfred Zwiebel. 1963 hatte sie schon die erste Ausstellung eigener Bilder in Frankfurt am Main. Seitdem richtete sie etliche Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz aus.

Zuletzt war Anneliese Rothenberger am 26. Oktober 2003 im ZDF aufgetreten, als sie im Konzerthaus Dortmund den ECHO Klassik für ihr Lebenswerk verliehen bekam.

Sie lebte bis zuletzt in Salenstein, am Schweizer Ufer des Bodensees.
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schwani81 yrs
Rothenberger hat vielleicht zu lange bei der Sendung "Anneliese Rothenberger präsentiert junge Künstler" mitgesungen. Durch ihre viele Liftings sah sie immer noch sehr jung aus, klang, vor allem neben den jungen Sänger, älter als sie aussah. Was schade war, weil es immer noch sehr gut war. Dadurch vergassen viele, wie toll sie wirklich war. Ich habe sie als Zdenka in new York und Mühcne gesehen, und sie war wirklich fabelhaft.
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P*******p
Ja, die Show hat sie abgestempelt. Ich war ganz überrascht, dass die Lulu Ihre Lieblingrolle war. Schade, dass Ihr Lebenswerk für meine Generation nicht richtig rauskommt und niemand was von der "anderen" Rothenberger wusste.
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M***p
Habe sie live als Liedsängerin erleben dürfen und war begeistert!
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M***p
Danke für die wunderschönen Aufnahmen!
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M*****u
Wer wusste nicht von "welcher" Rothenberger?
Nur, weil sie zu oft (nicht einmal zu lange!!!) "sich die Ehre gab", erinnert sich keiner mehr daran, dass sie allerlei Zeitgenössisches gesungen hat, so auch Liebermanns "Schule der Frauen" oder Bergs "Lulu" (naja: zeitgenössisch...)?
Ähnlich wie Rudolf Schock als Tenor, der ein fabelhafter Lohengrin u.a. war (und früher übrigens ziemlich sexy aussah, ich erinnere mich an irgendeinen Kitschfilm, in dem er einen Fischer spielte) hatte A.R. immer gegen ihr Image als Operettendiva gegenan zu singen.
Auch ich fand als Teenager schrecklich, wenn sie in irgendeinem Lurexkleid die Treppe runter "segelte", vielleicht noch einen Silberpudel auf dem Arm "Liebe, du Himmel auf Erden" singend - das war so hausbacken und parfümiert.
Man vergaß ihre Meriten als Konstanze, Sophie, Pamina u.v.a. - es war einfach eine gute Stimme, und dass sie die Operette krönte, ist positiver Nebeneffekt, denn bis heute sind ihre Einspielungen von (z.B.) Angèle, Lisa, Hanna Glawari und Rosalinde maßstabsetzend.

Und zufällig hab ich sie gerade gefunden - das ist live, incl. tadellosem d''', sonst vielleicht nicht ihr bester Ton, aber ich bin (mal wieder) platt: https://www.youtube.com/watch?v=sEKCubpTzPc
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H*******p
ich kann das bestätigen, habe sie ende der 60er gehört und gesehen...
es war so wunderbar !!!
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W****w
Ich hörte Frau Rothenbergen, zum Glück noch, ca. 1980 in einem Liederabend. Kann bestätigen, dass Ihre Stimme live noch beeindruckender war. Für mich war sie und denke auch für jeden Opernkenner, immer eine große Sängerin. Wenn sie im Fernsehen auftrat wurde sie noch populärer, aber Ihre Qualität des Singens war nicht zu überhören. Warum soll eine ernstzunehmender Sänger nicht auch die sogen. leichte Muse oder auch populäres singen? Es machen doch viele große Sänger und denke, dass es heute eher anerkannt wird. Mit der Populärmusik ist auch mehr Geld zu verdienen. Opernsänger zu sein bedeutet auch viel Opferbereitschaft und gönnen wir jedem sich auf anderen Wegen mal erholen zu können.
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