der VAK

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K*******m
Haben Sie heute schon einmal an sich gezweifelt? Oder gar den Gedanken gehabt,  dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um alles über das Reiten und Pferde zu lernen? Ja? Dann lehnen Sie sich entspannt zurück. Sie sind mit Sicherheit kein Virtueller-Alles-Könner, kurz: VAK.

Diese VAKs tummeln sich zu Zehntausenden, ach, was sage ich: zu Millionen im Internet und sind vornehmlich in Reiterforen oder sozialen Netzwerken anzutreffen. VAKs können alles, wissen alles, sind generell fehlerlos und ihre Reitfähigkeiten sind so perfekt, dass selbst Reitmeister vor Neid erblassen sollten. Ach, warum Sie keinen von denen bisher beim CHIO oder gar bei den Olympischen Spielen angetroffen haben? Ganz einfach: eine Verkettung unglücklicher Umstände, oftmals auch eine handfeste Welt-Verschwörung, hindert die VAKs daran.

Ein richtiger VAK weiß Reitbilder oder Videosequenzen in Sekunden genau einzuschätzen. Nötiges Hintergrundwissen wäre hier nur hinderlich und deswegen beschäftigt er sich mit solchem Ballast erst gar nicht. Denn schließlich weiß er genau: „Benutzt Sporen: Tierquäler! Benutzt Gerte: Tierquäler! Benutzt ein Gebiss: Tierquäler!!!“ Die Liste könnten wir noch locker über mehrere Seiten weiterführen, denn – Sie ahnen es schon – der VAK kann alles und jeder, der es wagt, einen anderen Weg einzuschlagen ist – natürlich! – ein Tierquäler. Ob es das richtige Futter, die optimale Pferdehaltung oder die passende Ausrüstung ist: Das Wissen darüber haben VAKs spätestens mit der Muttermilch aufgesogen, wenn es nicht ohnehin schon tief genetisch verankert ist!

Zu echter Hochform läuft der gemeine VAK auf, wenn es um die Ausbildung und das richtige Reiten geht. Er ist nie um eine Antwort verlegen! Wie bringe ich meinem Pferd die Piaffe bei? Serienwechsel erlernen? Das optimale Longieren? Zu all diesen Fragen hat er in seiner virtuellen Schublade wortreiche Vorlagen gespeichert, die er mit Copy & Paste innerhalb von Sekunden einfügt. Da ist die Antwort! Andere Lösungsmöglichkeiten gibt es nicht – und das formuliert ein echter VAK am liebsten auch noch in Großbuchstaben, damit wir armen Deppen da draußen ihn auch wirklich verstehen.

Und machen Sie auf gar keinen Fall den Fehler, so einem VAK zu antworten, dass Sie lieber individuell aufs Pferd eingehen, statt sture 08-15-Lösungswege einzuschlagen – oder sich gern an bewährte Methoden halten. Sie werden staunen, wie groß der aktive Schimpfwort-Vorrat eines solchen VAKs ist, wenn Sie SEINE Kompetenz anzweifeln!

Falls Sie eines Tages also wieder einmal erkennen wie dumm und unwissend Sie sind, lieber Leser, liebe Leserin, dann machen Sie sich doch einmal den Spaß und googeln den Namen eines solchen VAK. Oder gehen auf seine Profilseite und bestaunen seine Fotos. Da müssten Sie dann ja das ideal gehaltene und ausgebildete Pferd sehen. Wie? Stattdessen sehen sie ein unbemuskeltes und eher verfettetes Tierchen? Ja, ja, reiben Sie sich ruhig noch einmal die Augen und schauen genauer hin. Nein, Sie haben sich nicht verguckt! Für so profane Dinge wie das eigene Pferd bleibt dem VAK keine Zeit – schließlich muss er uns alle belehren.

Das alles halten Sie für eine maßlose Übertreibung? Dann probieren Sie es doch einmal aus. Seien Sie mutig und stellen ein Reitbild in einem sozialen Netzwerk Ihrer Wahl ein. Lehnen Sie sich zurück und lesen Sie die Antworten. Und jetzt sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!

Wer allerdings nicht das Gemüt eines Fleischerhundes hat, verzichtet darauf. Und geht einfach Reiten. Da stehen die „Experten“ immerhin nur an der Bande. Und verfolgen Sie nicht bis nach Hause.

Noch ein kleiner Tipp zum Abschluss: Nennen Sie einen VAK nicht VAK. Laut ausgesprochen tönt es sehr ähnlich wie ein englisches Schimpfwort. Und so weit wollen wir nun wirklich nicht gehen! (cls)

kopiert aus DRESSURSTUDIEN
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