Was aus der Gerber-Sauna in Stuttgart wird

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S*****p
Stuttgarter Nachrichten vom 23.12.209:

Stadt kämpft gegen Betreiber
Porno-Club ärgert Anwohner

Stuttgart - Mitten im City-Wohnquartier Gerberviertel hat eine bundesweite Sexclub-Kette eine Dependance eröffnet, und am Westbahnhof plant ein Investor eine Mega-Spielhalle. Mit Baurecht und Satzungen versucht die Stadtverwaltung, die Ausbreitung derartiger Etablissements zu verhindern. Manchmal erfolglos.

Die Werbung im Internet ist eindeutig: "Wenn Du Sex suchst, bist du hier richtig", verspricht der Pornoclubbetreiber auf seiner Homepage. Nach vier Ablegern in der Bundeshauptstadt, in Dresden und München will der Berliner Sexunternehmer Oleg P. nun in Stuttgart expandieren. Das passende Domizil für den sogenannten Cruising-Club für Homosexuelle glaubt P. im Gerberviertel gefunden zu haben.

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Blaue Fensterfolien und Leuchtreklame am Altbau in der Gerberstraße11 signalisieren, dass Clubmitglieder hier "auf 200 Quadratmeter Sex pur, Videokabinen mit 250 digitalen Programme sowie einen Sexshop mit großem Angebot" vorfinden. Über 25 Jahre lang hat hier der Saunaclub Olympus residiert, was aber nur Eingeweihten bekannt war. Bei einem Tag der offenen Tür Anfang Dezember konnten Interessierte den reklamefreudigeren Nachfolgeclub bereits in Augenschein nehmen.

Auch Christian Otto nutzte die Gelegenheit, einen Blick in das Etablissement zu werfen. "Es ist ein wahres Gruselkabinett", urteilt der Anwohner nach dem Besuch. Ihn stört weniger die Einrichtung als der Standort. "Ein Sexkino auf vier Etagen mitten in einem Wohngebiet, das kann doch nicht sein!", empört sich Otto. Der Club ziehe Sextourismus ins Quartier, und den nicht nur aus der homosexuellen Szene. Für die Anwohner bedeute dies weniger Parkplätze und nächtliche Ruhestörungen, fürchtet er.

Bedenken kommen auch von kirchlicher Seite. "Die Einrichtung ist nur wenige Meter von unserer Kindertagesstätte entfernt", sagt Pfarrerin Cornelie Ayasse von der evangelischen Leonhardskirche. Ein derartiger Club gefährde die Bemühungen, das Viertel als Wohnquartier zu erhalten. "Ältere Menschen leben gern hier, und viele junge Familien suchen nach Wohnraum", weiß sie.

Sexkinos sind ein Dauerbrenner bei der Baubehörde

Auch Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) lehnt das Pornokino ab. "Das Milieu drückt immer wieder aus dem Leonhardsviertel in angrenzende Quartiere. Im Gerberviertel wollen wir keine Sexbetriebe, sondern inhabergeführte Läden mit Niveau", verweist sie auf feine Einkaufsadressen, die sich angesiedelt haben.

Sexunternehmer Oleg P. scheint seine Pläne nun offenbar stoppen zu müssen. Dem Betreiber flatterte eine Schließungsverfügung des Baurechtsamts ins Haus. Zettel am Eingang verweisen darauf, dass der Club "derzeit leider nicht öffnen" könne. P. war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Es ist unklar, ob er gegen die Verfügung juristisch vorgeht.

"Solch umstrittene Nutzungen beschäftigen uns immer wieder", sagt Stadtplanungsamtschef Detlev Kron. Sexkinos und Spielhallen sind ein Dauerbrenner bei der Behörde. Oft bieten Bebauungspläne und spezielle Satzungen juristische Hebel, um sie zu verhindern. "Das Gerberviertel ist mit viel Sanierungsgeld aufgewertet worden. Wir sorgen dafür, dass Wohnen dort weiter möglich bleibt", sagt Kron, der glaubt, mit dem bestehenden Planrecht ausreichende Handhabe gegen das Pornokino zu haben.

Doch der Amtschef weiß auch, dass das Austarieren der gesetzlich verbrieften Gewerbefreiheit und stadtplanerischen Vorstellungen einer Gratwanderung gleicht.

"Betreiber finden immer wieder Nischen", verweist er auf eine aktuelle Bauvoranfrage für ein Mega-Spielhallenprojekt im Westen. Unweit des Westbahnhofs sollen in einem leer stehenden Werkstattgebäude an der Rotenwaldstraße vier Spiellokale mit insgesamt rund 650 Quadratmeter Fläche entstehen. Der Bebauungsplan lässt dies als Ausnahme zu. Die CDU wollte das Projekt passieren lassen. Eine Mehrheit aus Grüne, SPD und SÖS/L
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S*****p
… als Ausnahme zu. Die CDU wollte das Projekt passieren lassen. Eine Mehrheit aus Grüne, SPD und SÖS/Linke im Gemeinderat votierte aber dagegen.

Jetzt arbeiten die Stadtplaner einen neuen Bebauungsplan aus, um das Vorhaben zu verhindern. Im Filderstadtteil Plieningen darf ein Spielhallen-Investor jedoch eine Spielothek bauen. "Dort regelt eine alte Baustaffel aus den vierziger Jahren die Gewerbeansiedlung", so Kron. Damals waren Spielhallen noch unbekannt.
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S*****p
Stuttgarter Nachrichten vom 09.01.2010:

Gerberviertel
Betreiber von Pornokino wehrt sich

Stuttgart - Die geplatzte Eröffnung eines Pornokinos in einem Stuttgarter Wohnviertel eröffnet Einblicke ins Sexgewerbe: Der Berliner Betreiber wirft dem städtischen Bauamt vor, die Schließung willkürlich verfügt zu haben. Und ein vermeintlicher Kämpfer gegen das Etablissement entpuppt sich als Vertreter eines Konkurrenzkinos.

Oleg P. ist sauer auf die Behörden. "Ich mache nichts Verbotenes", betont der Geschäftsmann. Doch gerade das bezweifelt das Baurechtsamt: Per Verfügung hat es den Betrieb des Pornokinos für Homosexuelle im Wohnquartier Gerberviertel untersagt. Statt "Sex pur auf 200 Quadratmetern und Sexshop mit großem Angebot", so die Ansage im Internet, stoßen Kunden an der Clubtür seither auf die Nachricht, dass man "derzeit leider nicht öffnen" könne.

"Planungs- und baurechtliche Gründe", veranlassten Rainer Grund, stellvertretender Baurechtsamtsleiter, dazu, den Club nach einem Tag der offenen Tür Anfang Dezember sofort zu schließen. "Der Bebauungsplan verbietet dort eine derartige Vergnügungsstätte", so Grund. Der Plan weise das Viertel als Wohngebiet mit Einzelhandel aus. "Auch wurden alle möglichen Mängel in das Gebäude hineingebaut", ergänzt er. Ohne Bauantrag habe P. den vierstöckigen Altbau so umgestaltet, dass ein Fluchtweg nicht mehr existiere. Daneben seien Türen entfernt worden, was im Brandfall die Rauchabschottung verhindere.

Oleg P. sieht dies völlig anders - und hat Widerspruch eingelegt. "In dem Haus residierte zuvor 25 Jahre lang ein Saunaclub", reklamiert er Bestandsschutz. Zudem seien bauliche Beanstandungen hinfällig. "Es ist alles in Ordnung gebracht, nur das interessiert niemanden", beklagt er. Das Baurechtsamt reagiere nicht auf seine E-Mails. Seine Anwälte prüfen weitere Schritte. Zunächst entscheidet jedoch das Regierungspräsidium den Fall Pornokino, nächste Instanz wäre das Verwaltungsgericht.

Juristisch vorgehen will Oleg P. eventuell auch gegen Christian Otto, den er als Drahtzieher sieht. Otto hatte bereits im Herbst die Stadt aufgefordert, P.s Pornotreff zu verhindern. "Wie kann man solch ein Kino in ein Wohngebiet und gleich um die Ecke eines Kindergartens errichten und genehmigen?", mailte er von seiner Arbeitsstelle an der Universität Stuttgart.

Kurz vor Weihnachten führte er auch Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle und Pfarrerin Cornelie Ayasse von der Leonhardsgemeinde direkt zu dem "Gruselkabinett" - und damit hinters Licht. Nach Recherchen dieser Zeitung dürfte Otto nicht nur moralische, sondern auch geschäftliche Motive haben: Ehefrau Melanie Otto ist Geschäftsführerin eines Schwulen-Pornokinos, das nur ein Steinwurf von Oleg P.s Club entfernt an der Steinstraße residiert. Um den Interessenkonflikt zu vertuschen, nahm Ottos Gattin im Internetimpressum des Kinos kurzfristig ihren Mädchennamen wieder an.

"Ich bin weiter dagegen, dass Kindergarten und Pornokino nebeneinander liegen", bekräftigt Otto angesprochen auf seine private Geschäftsverbindung.
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